Inzwischen kann
ich diese Eigenschaft aus zwei verschiedenen Gründen erklären. Der erste ist
ganz einfach Perfektionismus. Wenn ich nicht hundertprozentig zufrieden bin,
oder wenn ich weiß, dass ich nie hundertprozentig zufrieden werden kann, aber
dass es trotzdem noch ein bisschen besser
werden kann, dann… Dann muss es eben besser werden. (Der Satz ist so lang, dass
ich ihn selber nicht mehr so gut verstehe.)
Dieser
Perfektionismus führt auch dazu, dass Gruppenarbeit mich immer total nervös
macht. Dann bin ich nämlich nicht die einzige, die die Kontrolle über die
Arbeit hat. Vor allem bei Referaten, wenn ich nicht genau weiß, was andere
sagen werden oder wie sie es sagen
werden, stresse ich mich halbtot. Eigentlich ist es für mich nie gut genug.
Dabei hasse ich es auch, ein Referat alleine zu machen, weil ich dann im
Mittelpunkt stehe. Ironisch.
Der zweite Grund
ist eigentlich auch Basis des Perfektionismus. Ich weiß nämlich, oder ich rede
mir ein, dass es so ist, dass meine Eltern sehr hochgestellte Erwartungen von
mir haben. Sie erwarten gute Leistungen, weil ich in der Schule immer gut war.
(Das hört sich jetzt arrogant an. Es tut mir Leid ._.)
Und ich will sie
nicht enttäuschen.
In der Vorlesung
in Psychologie haben wir über psychische Störungen geredet, über Symptome und
Ursachen und Folgen. Unter anderem auch über die „Medizinstudenten-Störung“,
die eigentlich gar keine „richtige“ Störung ist. Es geht nur darum, dass
Medizinstudenten, wenn sie Krankheitsbilder studieren, plötzlich anfangen zu
glauben, selber all diese Krankheiten zu haben. Weil wir eben alle mal ein paar
Symptome haben, wie Bauchschmerzen oder weiß ich was. Als beginnender
Psychologie-Student hat man eigentlich fast dasselbe Problem, wenn man alle
Störungen auswendig lernen muss.
Auch ich hab
darüber nachgedacht, als ich die Störungen studiert habe. Manches kam mir so
unglaublich bekannt vor – aber ich hatte die Warnung im Hinterkopf, dass ich
mich nicht verrückt machen sollte. Und bei richtigen
Störungen ist es natürlich so, dass die Symptome unglaublich viel stärker
sind, als bei normalen Leuten.
Früher habe ich
mir immer Sorgen gemacht und gedacht, ich hätte vielleicht ne psychische
Störung, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, so anders als „die anderen“ (Mitschüler
oder so) zu sein, aber so schlimm ist’s nun auch wieder nicht. Perfektionismus ist
keine Störung, auf jeden Fall nicht, bis ich wegen des Perfektionismus nicht
mehr normal leben kann. Das ist nämlich mit allen Störungen der Fall: wenn man
ein einigermaßen normales Leben führen kann, darf man es offiziell nicht als Störung
bezeichnen.
Das beruhigt mich
schon ein bisschen. Es ist vielleicht nicht immer so toll, normal oder
durchschnittlich zu sein, aber immerhin besser, als eine Störung zu haben.
Schöne Träume;
und wünscht mir Glück, nächste Woche schreibe ich die ersten Klausuren in
Psychologie…
__
... wenn man ein einigermaßen normales Leben führen kann, darf man es offiziell nicht als Störung bezeichnen...
AntwortenLöschenDanke, das beruhigt mich auch ein wenig ;) Ich glaube, ich bilde mir die ganze Zeit irgendwelche psychischen Störungen ein.
Gute Nacht :)
xoxo