Ich bin grade auf einer Konferenz in
Südfrankreich. Na ja, ich bin nicht wirklich wegen der Konferenz hier,
sondern ich bin hier, weil mein Papa auf diese Konferenz und ich Urlaub in einem
schön warmen Land wollte. An der Mittelmeerküste in Südfrankreich also. Es ist
hier tatsächlich sehr warm, auch wenn der Wind vom Meer her durch die Stadt
weht und dadurch gefühlsmäßig die Temperatur etwas niedriger ist. Immer noch
warm, aber nicht glühend heiß.
Manchmal bekommt man eine Frage gestellt und
weiß erst, wenn man schon geantwortet hat, dass die Antwort richtig war. Heute wurde
mich gefragt, wieso ich mit auf die Konferenz gekommen bin, wenn es doch
wirklich nicht mein Thema ist. Ich habe geantwortet, dass man auf diesen
Konferenzen immer mit interessanten Leuten in Kontakt kommt und ich mag es,
neue Leute kennenzulernen und mit ihnen zu reden. Erst als ich diese Antwort aussprach,
wurde mir klar, dass sie stimmt.
Ich habe zum Beispiel mit einem Herrn
gesprochen, der schon in Rente ist und trotzdem oft auf Konferenzen geht. Anfangs
hat er mich ein wenig eingeschüchtert, weil er schon siebzig oder sogar älter
ist und sehr präzise, sehr direkte Fragen stellt. Er hat so ein altes Gesicht
mit scharfen Augen, die jedes kleine Detail zu sehen scheinen. Gestern habe ich
rausgefunden, dass er eigentlich sehr freundlich ist. Er hat tatsächlich ein Auge
für Details, aber auf gute Art und Weise. Er hat mich darauf aufmerksam
gemacht, dass es hier auf dem großen Platz in der Stadt keine Kirche gibt,
sondern eine Oper – irgendwie komisch und gleichzeitig typisch, man könnte
sagen symbolisch.
Außerdem habe ich gestern einen Autor getroffen.
Eine Kollegin meines Vaters kannte einen weiteren Kollegen, der neben seinem „normalen“
Job an der Universität Bücher schreibt und auch schon veröffentlicht wurde. Er hat
Fantasy und Sci-Fi geschrieben, manchmal sogar eine Mischung von diesen beiden
Genres. Ich hatte noch nie von ihm gehört, aber ich werde mir mal ein Buch von
ihm kaufen.
Wir haben übers Schreiben gesprochen und er
hat mir Tipps gegeben, wie man beim Schreiben vorgehen könnte und vor allem,
wenn man veröffentlicht werden möchte. Er hat mir erzählt, wie es in einem
Verlag aussieht und wie man Verlage am besten ansprechen kann. Dann haben wir über
die Psychologie geredet, weil ich ihm erzählte, dass ich Psychologie studiere,
und irgendwann sogar über Politik und die Lage in der Türkei und in Rio de
Janeiro. Er hat mir das Gefühl gegeben, dass ich mitreden kann, dass ich
tatsächlich etwas hinzufüge, wenn ich meine Meinung ausspreche. Ich habe etwas
über die Französische Revolution und Kants Ansichten gesagt, er hat das
weitergeführt, wir haben darüber ein wenig diskutiert. Es war eine gute
Diskussion, er ist nie davon ausgegangen, dass seine Argumente besser waren als
meine, bloß weil er älter ist.
Ich fand ihn schon irgendwie einen sehr
typischen Autor. Er hat sehr gerne über sich selbst und seine Bücher
gesprochen, wirkte manchmal ein wenig überheblich, er war sehr gebildet und sehr
ruhig, ein wenig zurückgezogen. Ich weiß jetzt nicht, inwiefern ich selbst
diesem Bild entspreche, aber ich denke, wenn sich Leute einen Autor vorstellen,
dann stellen sie sich so einen wie ihn vor. Auf jeden Fall war es ein tolles
Gespräch und ich habe mich gefreut, dass er meinte, ich sollte doch einfach mal
einen Verlag ansprechen. Er hat mich quasi dazu angespornt, diesen Traum von
Veröffentlichung in die Tat umzusetzen, und das fand ich großartig.
Ich hoffe, ihr hattet alle einen so schönen
Abend wie ich!
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