Neulich habe ich meinen Kleiderschrank aufgeräumt.
Ausgeräumt, könnte man auch sagen. Ich habe mir in München nämlich ein paar
neue Sachen gekauft und dann festgestellt, dass mein Schrank ein wenig
überfüllt war. Also habe ich meine uralten Klamotten aussortiert.
Es hat sich ein wenig wie eine Reise durch
meine Gymnasiumzeit angefühlt. Manche Klamotten habe ich in der ersten Klasse
des Gymnasiums auch schon getragen, die lagen immer noch ganz hinten im Schrank
aufgestapelt und grinsten mir zu. Für manche Sachen habe ich mich beim
Aufräumen echt geschämt, ich konnte gar nicht fassen, dass ich die tatsächlich
irgendwann mal schön fand. Ich denke aber, das gehört auch irgendwie dazu.
Ich habe auch feststellen müssen, dass ich mit
11 genau dieselben Klamotten getragen habe wie mit 16, oder zumindest denselben
Stil – Jeans und T-Shirt. Ich erinnere mich noch genau daran, dass ich
irgendwann mit meiner Mama nach der perfekten Jeans gesucht habe. Damals
verstand ich unter „der perfekten Jeans“ eine dunkelblaue, etwas enganliegende Hose.
Was ich damit ausdrücken wollte, weiß ich eigentlich nicht. Ich weiß nur, dass
ich niemandem aufgefallen bin.
Es ist mir fast ein wenig peinlich, wie stolz ich
darauf bin, dass ich in den letzten zwei Jahren kein einziges Mal eine Jeans
getragen habe – bzw. keine „normale“ Bluejeans, denn ich besitze eine schwarze
Jeanshose mit aufgedruckten Sternen, die ich gerne trage.
Was ich eigentlich damit meine: Ich habe
irgendwann angefangen zu verstehen, dass ich mich in diesem
Jeans-und-T-Shirt-Stil nie wohlgefühlt habe. Es war zwar in gewisser Weise ein „sicherer“
Stil, weil ich niemandem negativ aufgefallen bin, keine Blicke auf mich gezogen
habe, mir keine Sprüche anhören musste. Ich war mehr oder weniger unsichtbar
und irgendwann fand ich den Mut, diese Unsichtbarkeit abzuschütteln.
Nicht, dass ich eines Tages aufgewacht bin und
meine Jeans in den Müll geschmissen habe. Es war vielmehr ein schleichender
Prozess, der wohl damit anfing, dass ich mir statt einer Hose einen Rock anzog.
Dann kam die Zeit, in der ich nur noch Röcke und Kleider getragen habe, dann
kam der Winter, in dem mir irgendwann so kalt war, dass ich mir dann doch
lieber eine Hose anzog – aber eine mit Schottenmuster. Nach und nach
verschwanden die alten Zeichentrickfiguren-Shirts (obwohl ich die manchmal immer noch als
Pyjama benutze).
Okay, irgendwann sollte dieser Eintrag zum
Punkt kommen, ich erinnere mich aber nicht mehr, was der Punkt ist.
Die Reise, genau. Ich fand es irgendwie
lustig, beim Aufräumen genau die Entwicklung sehen zu können, die ich in den
letzten Jahren was Persönlichkeit betrifft durchgemacht habe, diese Entwicklung
vom totalen Mauerblümchen hin zu… na ja, ich bin definitiv kein Partymensch und
werde wohl nie gerne im Mittelpunkt stehen, aber unsichtbar bin ich nicht und
ich habe auch keine Angst mehr, etwas Auffälliges zu tragen, wie eben meine
Schottenmusterhose oder gestreifte Overknee-Strümpfe oder meinen heißgeliebten
knallgelben Wintermantel.
Dass man diese Entwicklung in meinem
Kleiderschrank sehen kann – das war der Punkt, glaube ich.
Schöne Träume!
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