Zürich ist schwer zu beschreiben. Manchmal
erinnert die Stadt mich an Nürnberg, manchmal an Regensburg, ein paar Stellen
würden auch zu Wien perfekt passen. Das Landesmuseum sieht aus wie ein
riesengroßes, mittelalterliches Kloster und der Hauptbahnhof, direkt gegenüber
dem Museum, ist so hässlich und modern, dass es einen zum Lachen bringt.
In meinem Reiseführer steht „alle
Sehenswürdigkeiten liegen auf engstem Raum“ und genauso ist es; obwohl die
Trams alle fünf Minuten vorbeikommen, brauch ich überhaupt nicht mitzufahren
(und nicht nur, weil ich ein beschränktes Budget habe), denn alles ist problemlos
zu Fuß erreichbar. Es sei denn, ich wolle mir das Rotlichtviertel anschauen,
doch darauf verzichte ich.
Unwillkürlich vergleiche ich Zürich mit
Berlin und schlussfolgere, dass Zürich älter aussieht. Berlin ist eine Mischung
aus Hässlichem und Schönem, Altem und Modernem. Zürich ist irgendwie
statischer, wie eine mittelalterliche Stadt, die nur hie und da ans moderne
Leben angepasst wurde, statt dass sie dem modernen den Freiraum gegeben hätte,
sich aktiv einzumischen. Die ganzen kleinen Straßen, die unerwarteten kleinen
Plätze, die süßen kleinen Läden, die geben so ein Gefühl der Vergangenheit, als
wäre es immer so gewesen, als hätte sich nur das Warenangebot der Läden im
Laufe der Zeit verändert.
Als ich heute mit dem Regionalzug nach
Zürich gefahren bin (denn das Hotel ist in Uitikon Waldegg, einem kleinen Dorf
in der Nähe), stiegen mit mir ein paar Leute ein, die ganz deutlich Einwohner
des Dorfes waren. So ältere Leute, mit Lachfalten. Und sofort wünschte ich mir,
eine von ihnen zu sein. Nicht, weil ich für immer hier bleiben wollen würde,
dieser Wunsch gilt immer noch Berlin, sondern weil mir klar wurde, dass man als
Tourist immer nur eine Seite der Stadt kennenlernt. Dabei würde ich so gerne
wissen, wie man hier lebt. Wie es ist, hier zu leben.
An blöden Werbesprüchen fehlt es auf jeden
Fall auch in Zürich nicht. Was hältst du denn von „Wir haben gute Nasen für
deine Ohren“? Doch ein Spruch, den ich in der Innenstadt entdeckt habe, gefällt
mir. Er gehörte zu einem Spirituosenladen (dessen Namen ich leider vergessen
habe), wo auf dem Werbeplakat am Fenster in großen goldenen Buchstaben stand: „Liquid
Pearls“.
Im Stadtpark, halb im Schatten, halb in
der Sonne, lege ich mich auf den Rasen und höre zu. Um mich herum erklingt
überall der schweizerische Akzent, und ich vergleiche ihn mit dem
österreichischen und dem hochdeutschen. Ich schlussfolgere: hier in der Schweiz
redet man langsam und stückweise, als käme mitten im Satz plötzlich ein Punkt.
Dafür reden die Leute in Österreich so schnell, dass man die nur schwer
versteht, und Hochdeutsch ist zwar langsamer als Österreichisch, doch schneller
als Schweizerisch. Trotz fettem R und brüchigem Gerede konnte ich die Leute
hier besser verstehen als in Wien.
(Nur die Frau hinter der Theke bei der
Bäckerei, die hat schnell geredet und sofort verstand ich nichts mehr.)
Zürich gefällt mir. Die Stadt kommt mir
irgendwie entspannt vor, vielleicht auch wegen des schönen Wetters
(einundzwanzig Grad!), vielleicht weil ich niemanden habe eilen sehen. Und,
Pluspunkt: ich habe noch nirgendwo jemanden Niederländisch reden hören.
Schöne Träume, ich schicke euch (dir?) in
Gedanken ein bisschen schweizerischen Sonnenschein!
P.S. Die Limmat ist einer der Flüsse, die
durch Zürich strömen. ;)
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