07.01.2012

Meine tapfere Mama

Gestern besuchten wir – das heißt, meine Eltern, mein Bruder und ich – ein Konzert. Die Band heißt Mala Vita und sie bezeichnet ihre Musik als „Balkan-Rock“. Gitarre und Akkordeon, Texte auf Serbisch und Italienisch und manchmal auch Spanisch und Englisch. Dass wir den größten Teil also gar nicht verstehen, ist eigentlich egal. In ihrer Musik steckt so viel Energie und das Akkordeon ist einfach zu cool. (Und der Bassist auch. Hab ich gestern rausgefunden.)

Die Band spielte in einem kleinen Saal. Ich dachte, da passen höchstens hundert Leute rein, mein Vater schätzte die Menge eher auf dreihundert. Vertrauen wir ihm. Ist trotzdem nicht allzu viel, dreihundert Leute. Nun ist die Band auch nicht so bekannt und unsere Stadt ist auch nicht so groß, uns steht überhaupt kein größerer Saal zur Verfügung.
Wir standen dicht aneinander gedrängt, das Konzert war ausverkauft. Am Anfang hatten meine Mama und ich uns nach vorne geschlichen, damit wir noch etwas von der Band sehen konnten. Wir sind beide nämlich nicht so groß, schon gar nicht nach niederländischen Maßstäben. Mein Bruder und mein Papa blieben im hinteren Teil des Saals und schauten einfach über alle Köpfe hinweg. (Mein Vater ist sogar nach niederländischen Maßstäben sehr groß. Und Niederländer sind durchschnittlich die größten der Welt. Oder zweitgrößten, ich bin mir nicht ganz sicher. Auf jeden Fall groß.)

Dann fing die Band an zu spielen. Der erste Song war natürlich laut und energisch und dafür gemeint, das Publikum ein bisschen aufzuheitern und die richtige Konzertstimmung auszulösen. Sehr schlau. Nur gab es im Publikum eine kleine Gruppe Zuschauer, die unbedingt den Pogo tanzen wollten. (Das hört sich blöd an. Sagt man das so?)
Der Pogo ist ein Tanz, bei dem man in die Luft springt und um sich rum schlägt und ganz viel Freiraum braucht, um andere Tänzer und Zuschauer nicht zu verletzen. Wird oft zu Punk und Rock getanzt, weil das meistens laute und schnelle Musik ist.
Und hier hatten wir eine Gruppe Pogo-Tänzer in einem kleinen Saal, wo die Zuschauer eh schon Schulter an Schulter standen und den Schweißgeruch der Nachbarn einatmeten. Klingt wie eine wunderbare Idee, oder?

Ich verstehe nicht, wie Leute so … rücksichtlos sein können. Ja klar, tanzen ist toll und macht Spaß, aber der Spaß endet, wenn andere Leute dadurch Verletzungen erleiden. Und diese Personen sind einfach in die Zuschauer hineingesprungen, quasi. Als wollten sie durch die anderen hindurch. Alle waren ziemlich eingeschüchtert, würde ich sagen – ich zumindest.
Und dann schritt meine Mama ein! Sie packte den einen Jungen, der am nahesten war, am Arm und schüttelte ihn kurz, damit sie seine Aufmerksamkeit bekam. Er zeigte ihr einen Vogel, aber sie schrie ihn einfach an: „HÖR AUF DAMIT, DER SAAL IST ZU VOLL!“
Ein Wunder: er hörte auf. Die anderen Pogo-Tänzer auch.

Meine Mama ist 1m54 groß. Der Typ war… mindestens 1m85. Das ist doch unfassbar? Meine kleine Mama, die ab und zu das Apfelmusglas nicht aufbekommt, und der Typ hat auf sie gehört. Unglaublich aber wahr.

Den Pogo außen vor gelassen war das Konzert übrigens richtig toll. :)
Schöne Träume!
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1 Kommentar:

  1. Klingt nach einer tollen Band.Und deine Mutter ist auch ganz schön mutig :) Ich hätte mir das wahrscheinlich einfach gefallen lassen und gehofft, dass die bald wieder aufhören...
    Ich und meine Mutter sind auch die kleinsten in unserer Familie. Sogar meine 2 Jahre jüngere Schwester ist grösser als ich.
    xoxo<3

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