05.05.2013

Die Zweifel eines pubertierenden Mädchens

Manchmal frage ich mich wirklich, ob es die richtige Entscheidung war, Psychologie zu studieren. Ich habe ab und zu das Gefühl, dass ich dadurch irgendwie unglücklicher geworden bin, und ich war nach dem Gymnasiumabschluss schon nicht ganz so glücklich.

Der Punkt ist, dass ich tatsächlich Einsicht in mein eigenes tägliches Funktionieren bekomme. Und manchmal kann ich damit einfach gar nicht umgehen. In einem meiner Kurse besprechen wir grade die Entwicklungen in der Pubertät und das ist so ein komisches Gefühl, diese wissenschaftlichen Theorien zu lesen. Die Wissenschaftler argumentieren und philosophieren über diese Phase und ich stecke noch mittendrin; die sitzen irgendwie in ihrem Elfenbeinturm und denken sich Erklärungen aus für die Sachen, die ich täglich spüre. Und manchmal hilft dieses Verständnis und manchmal eben nicht.

Ein wichtiges Merkmal der Pubertät ist das, was sie „social reorientation“ nennen, keine Ahnung, wie das auf Deutsch heißt. Es bedeutet einfach, dass Leute in der Pubertät anfangen, Kontakte mit Altersgenossen zu knüpfen und weniger Zeit mit ihrer Familie und im Familienhaus zu verbringen. Sie schließen Freundschaften und verlieben sich, führen eine Beziehung und machen Schluss. Solche Sachen.
Ich merke es mir selber an, dass ich grade ein bisschen nervös wurde, als ich das aufgeschrieben habe. Weil ich mich in dieser Beschreibung gar nicht wiedererkenne. Meine ersten richtigen Freundschaften entstanden erst an der Uni, da war ich schon siebzehn, und ich habe mich noch nie ernsthaft verliebt. Ich hab mittlerweile ein wenig Angst, dass ich es überhaupt nie schaffen werde,  mich auf die Art und Weise auf jemanden einzulassen.
Das muss jetzt keine Mitleidsnummer werden oder so. Aus meiner Schulzeit ist mir eine einzige Freundschaft erhalten geblieben und wenn ich ehrlich bin, dann ist das auch logisch, weil ich weiter auch keine Freunde hatte. Nicht richtig.

Das macht mir Angst. Irgendwie. Ich lese diese ganzen Theorien über Freundschaft und die Entwicklung von romantischen Gefühlen und weiß ich was noch, und dass Leute, die in der Pubertät halt keine Freunde haben und nicht die Chance bekommen, sich zu verlieben und auf jemanden einzulassen, später Probleme bekommen könnten, was mentale Gesundheit betrifft.
Ich kenne mich mittlerweile damit aus, wie Freundschaft die Entwicklung des Gehirns beeinflusst, und dann frage ich mich, wie meins wohl aussieht, das muss doch irgendwie anders sein, weil mir diese Erfahrungen fehlen.

Heute habe ich einen Artikel gelesen, in dem verschiedene Ursachen für die Entwicklung von depressiven Episoden in der Pubertät erläutert wurden. Die Umstände, die dazu beitragen, kamen mir bekannt vor. Auch das macht mir Angst. Gleichzeitig weiß ich, dass ich diese Störung nicht haben kann, weil ich mein Leben lebe und es funktioniert. Ich gehe an die Uni, ich treffe mich mit Freunden, ich bestehe meine Klausuren und meistens kann ich auch noch lachen und mich über Sachen freuen. Und dann falle ich wieder in ein Loch und habe Angst und denke über diese Theorien nach und kann nicht schlafen.

Es könnte auch einfach so sein, dass bei mir diese Entwicklung später einsetzt als bei anderen. Das könnte zum Beispiel mit der Tatsache, dass ich zwei Klassen übersprungen habe, zusammenhängen –  dass es irgendwie ein Missverhältnis zwischen meiner sozialen und meiner kognitiven Entwicklung gibt. Das ist durchaus möglich und könnte vieles erklären. Ist aber auch nicht sonderlich beruhigend, muss ich sagen.

Fazit. Ich fühle mich mit diesen Themen ziemlich unwohl und wünsche mir, ich hätte mich für einen Kurs entschieden, der sich nicht mit der Pubertät auseinandersetzt. Dann hätte ich vieles wahrscheinlich gar nicht verstanden, aber dann hätte ich mir auch nicht so viele Sorgen gemacht.
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2 Kommentare:

  1. Hey :)
    Ich bin zufällig auf deinen Blog gestoßen und hab mir gerade den Post hier durchgelesen.
    Ich finde es mutig Psychologie zu studieren. Damit hab ich mich nie genauer befasst (ich bin bald 17 und mache nächstes Jahr mei Abi), aber ich kann dich total verstehen, dss wissenschaftliche Auswertungen einer sehr emotionalen Phase ja irgendwie.. komisch sind. Vor allem wenn man sie anders durchlebt hat als die meisten.
    Ich wünsch dir trotzdem viel Glück beim weiteren Studieren,
    und mach dir nicht so viele Gedanken.
    Es kommt im Leben alles so wie es kommen muss :)

    Liebe Grüße
    Steffi
    von holding on
    http://holding-o-n.blogspot.de/

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  2. Ich fände das wahrscheinlich auch recht seltsam, wenn ich plötzlich wissen würde, wieso ich in einer bestimmten Situation so handle, wie ich handle. Und ich verstehe, dass das für dich irgendwie verwirrend sein muss. Ich glaube aber nicht, dass du dir Sorgen machen sollst um dich. Auf mich wirkst du ziemlich normal, weisst du :D Und vielleicht bist du ja tatsächlich ein Spätzünder oder sowas. Ich bin auch in manchen Erfahrungen später dran als meine Altersgenossen, aber ich glaube, dass das so schon okay ist. :)
    xoxo <3<3

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