Der Punkt ist, dass ich tatsächlich Einsicht
in mein eigenes tägliches Funktionieren bekomme. Und manchmal kann ich damit
einfach gar nicht umgehen. In einem meiner Kurse besprechen wir grade die
Entwicklungen in der Pubertät und das ist so ein komisches Gefühl, diese
wissenschaftlichen Theorien zu lesen. Die Wissenschaftler argumentieren und
philosophieren über diese Phase und ich stecke noch mittendrin; die sitzen
irgendwie in ihrem Elfenbeinturm und denken sich Erklärungen aus für die
Sachen, die ich täglich spüre. Und manchmal hilft dieses Verständnis und
manchmal eben nicht.
Ein wichtiges Merkmal der Pubertät ist das,
was sie „social reorientation“ nennen, keine Ahnung, wie das auf Deutsch heißt.
Es bedeutet einfach, dass Leute in der Pubertät anfangen, Kontakte mit Altersgenossen
zu knüpfen und weniger Zeit mit ihrer Familie und im Familienhaus zu
verbringen. Sie schließen Freundschaften und verlieben sich, führen eine
Beziehung und machen Schluss. Solche Sachen.
Ich merke es mir selber an, dass ich grade ein
bisschen nervös wurde, als ich das aufgeschrieben habe. Weil ich mich in dieser
Beschreibung gar nicht wiedererkenne. Meine ersten richtigen Freundschaften
entstanden erst an der Uni, da war ich schon siebzehn, und ich habe mich noch
nie ernsthaft verliebt. Ich hab mittlerweile ein wenig Angst, dass ich es
überhaupt nie schaffen werde, mich auf
die Art und Weise auf jemanden einzulassen.
Das muss jetzt keine Mitleidsnummer werden oder
so. Aus meiner Schulzeit ist mir eine einzige Freundschaft erhalten geblieben
und wenn ich ehrlich bin, dann ist das auch logisch, weil ich weiter auch keine
Freunde hatte. Nicht richtig.
Das macht mir Angst. Irgendwie. Ich lese diese
ganzen Theorien über Freundschaft und die Entwicklung von romantischen Gefühlen
und weiß ich was noch, und dass Leute, die in der Pubertät halt keine Freunde
haben und nicht die Chance bekommen, sich zu verlieben und auf jemanden
einzulassen, später Probleme bekommen könnten, was mentale Gesundheit betrifft.
Ich kenne mich mittlerweile damit aus, wie
Freundschaft die Entwicklung des Gehirns beeinflusst, und dann frage ich mich, wie
meins wohl aussieht, das muss doch irgendwie anders sein, weil mir diese
Erfahrungen fehlen.
Heute habe ich einen Artikel gelesen, in dem
verschiedene Ursachen für die Entwicklung von depressiven Episoden in der
Pubertät erläutert wurden. Die Umstände, die dazu beitragen, kamen mir bekannt
vor. Auch das macht mir Angst. Gleichzeitig weiß ich, dass ich diese Störung
nicht haben kann, weil ich mein Leben
lebe und es funktioniert. Ich gehe an die Uni, ich treffe mich mit Freunden,
ich bestehe meine Klausuren und meistens kann ich auch noch lachen und mich
über Sachen freuen. Und dann falle ich wieder in ein Loch und habe Angst und
denke über diese Theorien nach und kann nicht schlafen.
Es könnte auch einfach so sein, dass bei mir
diese Entwicklung später einsetzt als bei anderen. Das könnte zum Beispiel mit
der Tatsache, dass ich zwei Klassen übersprungen habe, zusammenhängen – dass es irgendwie ein Missverhältnis zwischen
meiner sozialen und meiner kognitiven Entwicklung gibt. Das ist durchaus
möglich und könnte vieles erklären. Ist aber auch nicht sonderlich beruhigend, muss
ich sagen.
Fazit. Ich fühle mich mit diesen Themen
ziemlich unwohl und wünsche mir, ich hätte mich für einen Kurs entschieden, der
sich nicht mit der Pubertät auseinandersetzt. Dann hätte ich vieles wahrscheinlich
gar nicht verstanden, aber dann hätte ich mir auch nicht so viele Sorgen gemacht.
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Hey :)
AntwortenLöschenIch bin zufällig auf deinen Blog gestoßen und hab mir gerade den Post hier durchgelesen.
Ich finde es mutig Psychologie zu studieren. Damit hab ich mich nie genauer befasst (ich bin bald 17 und mache nächstes Jahr mei Abi), aber ich kann dich total verstehen, dss wissenschaftliche Auswertungen einer sehr emotionalen Phase ja irgendwie.. komisch sind. Vor allem wenn man sie anders durchlebt hat als die meisten.
Ich wünsch dir trotzdem viel Glück beim weiteren Studieren,
und mach dir nicht so viele Gedanken.
Es kommt im Leben alles so wie es kommen muss :)
Liebe Grüße
Steffi
von holding on
http://holding-o-n.blogspot.de/
Ich fände das wahrscheinlich auch recht seltsam, wenn ich plötzlich wissen würde, wieso ich in einer bestimmten Situation so handle, wie ich handle. Und ich verstehe, dass das für dich irgendwie verwirrend sein muss. Ich glaube aber nicht, dass du dir Sorgen machen sollst um dich. Auf mich wirkst du ziemlich normal, weisst du :D Und vielleicht bist du ja tatsächlich ein Spätzünder oder sowas. Ich bin auch in manchen Erfahrungen später dran als meine Altersgenossen, aber ich glaube, dass das so schon okay ist. :)
AntwortenLöschenxoxo <3<3