08.12.2011

Scherp de zeis

Mein bester (und vielleicht einziger) Freund Andy sagt immer, dass Niederländisch im Hals wehtut. Er hat eine kroatische Mutter und einen australischen Vater, früher ist er in die internationale Schule gegangen und hatte also immer auf Englisch Unterricht. Wenn er zu mir nach Hause kommt, spricht er immer Englisch, weil wir das alle verstehen, und weil er eigentlich kaum Niederländisch spricht; dabei ist er schon seit dreizehn Jahren in den Niederlanden.
Ich glaube, Leute haben immer so ein Vorurteil, dass Deutsch sehr hart und rau klingt. Das sagen die Niederländer zumindest. Aber wir sollten die letzten sein, die das von einer anderen Sprache behaupten – Niederländisch ist für die meisten Ausländer schlimmer.

Zum Beispiel: unser „G“. Das ist kein G so wie in „gut“, das ist eher wie das „ch“ in „ach“. Sogar noch ein bisschen härter, würde ich sagen. Der Laut tut weh, sagt Andy immer. Und wir benutzen dieses G auch in Lehnwörtern, wie in „garage“. Das zweite G ist wie das französische, aber das erste ist einfach ein hartes, raues G. Und was ist mit „Sch“? Den Laut haben wir nämlich auch, nur wird das CH ausgesprochen wie ein niederländisches G, also nicht wie im Deutschen. Scheint ein sehr schwieriger Laut zu sein.
Dann das „R“. Andy beklagt sich immer über das niederländische R. Seine Muttersprache, Kroatisch, hat ein sehr ausgeprägtes R, wie im Spanischen. Wir haben eins, das irgendwo zwischen dem spanischen und dem englischen R hängt. Es wird tief hinten im Hals ausgesprochen und Andy sagt, dass es sich anfühlt, als würde er gleich an dem R ersticken. Manchmal üben wir das R und wenn ich den Laut lange anhalte (rrrrrrrrrrr), wird es fast wie ein niederländisches G.
Wirklich schwierig wird’s, wenn man das R und das G kombiniert. In „groot“ zum Beispiel, unser Wort für „groß“. Da muss ich mir sogar Mühe geben, das richtig auszusprechen. Tolle Muttersprache, was?

Übrigens sind viele Ausländer auch der Meinung, dass Niederländer immer so desinteressiert und unfreundlich wirken. Das hat vor allem mit Satzmelodie zu tun. Stell dir mal ein Blatt Notenpapier vor, mit diesen fünf Linien. Jeder Sprache stehen ein paar Linien zur Verfügung; das Niederländische hat nur zwei, das Britisch Englische hat zum Beispiel drei.
Das bedeutet, dass man im Niederländischen die Wahl hat, entweder in die Höhe oder sozusagen „in die Tiefe“ zu gehen. Also, dass die Satzmelodie auf der unteren Linie anfängt und dann in die Höhe, auf die zweite Linie, geht, oder andersrum. Nur fangen wir meistens unten an. Im Englischen, vor allem im Britisch Englischen, gibt es diese drei Linien, also hat man eine größere Wahl und eine kompliziertere Satzmelodie.
Okay, wir brauchen ein Bild, sonst versteht das keiner.


Die schwarzen Linien (die ich leider ein bisschen zu dick gemalt habe) sind die „Grenzen“. Die blaue Linie bewegt sich zwischen diesen Grenzen, und wie ihr seht, hat das Englische einen größeren Bewegungsraum. Wie das im Deutschen ist, weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass wir Niederländer aufgrund der Satzmelodie immer ein wenig gelangweilt und desinteressiert rüberkommen, eben wegen dieser fast monotonen Melodie.

Jetzt zum Abschluss, weil ich schon über fünfhundert Wörter geschrieben habe und meine Statistikhausaufgaben auf mich warten, ein Lied. Ein niederländisches Lied, eins meiner Lieblingslieder, und das bedeutet schon was. Die meiste niederländische Musik ist nämlich peinlich schlecht (meiner Meinung nach).

Viel Spaß :)

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2 Kommentare:

  1. Weisst du was? Niederländisch erinnert mich ein wenig an Schweizerdeutsch. Wahrscheinlich wegen dem 'ch' das sagen wir auch so. Auf Hochdeutsch 'dürfen' wir das nicht, aber viele Schweizer machen es trotzdem. Wenn du willst, kann ich mal ein Schweizerdeutsches Lied posten :P
    & das mit der Satzmelodie ist auch interessant, das habe ich noch nie gehört :)

    xoxo<3

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  2. Ich find das Niederländische klingt total lustig.
    Hab mich da schön köstlich amüsiert, allerdings waren diese Niederländer von damals glaub ich auch nicht mehr ganz nüchtern. :)

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