14.08.2013

Sachen, die wir nicht gemacht haben

  • Wir sind nicht am Sonntagmorgen in den Englischen Garten gegangen, um dort in der Kühle (die immer noch heiß ist) ein paar Stunden mit Lesen und Schlafen zu verbringen.
  • Wir haben weder Badminton noch Volleyball gespielt, dabei waren wir uns im Juli doch so sicher, dass wir beides tun würden.
  • Wir haben weder Innsbruck noch Würzburg noch Augsburg noch Nürnberg noch Heidelberg noch Regensburg noch irgendeine Burg besucht.
  • Wir haben keine Ausflüge zu viert gemacht.

Unser Familienleben steht zurzeit etwas unter Druck.
Etwas?
Gewaltig.
Unsere Katze – meine süße, doofe, kleine Lieblingskatze, die auf meinem Kopfkissen und den Heften mit meinen Geschichten schläft und über meinen Schreibtisch spaziert, wenn ich versuche zu studieren – diese Katze, Grover, ist vor kurzem an Diabetes erkrankt und der Tierarzt hat nur eine Sache angemerkt, über die man positiv sein kann, und zwar dass er in der letzten Woche nur ein halbes Kilo abgenommen hat. Uns bleiben nur drei Kilo einer Katze übrig.
Grover bekommt Insulin gespritzt, zweimal täglich, aber bis jetzt scheint das völlig überflüssig zu sein, denn sein Blutzuckerspiegel ist immer noch zu hoch und daran hat sich auch nach Erhöhung der Insulindose nichts geändert. Er hat ständig Hunger und ist langsam, fast schläfrig. Zweimal haben wir schon gedacht, es geht ihm so schlecht, er überlebt das Wochenende nicht.
Mama ist mit der kranken Katze ganz alleine. Sie muss ihm seine Spritzen geben, ihm beim Essen zusehen, dafür sorgen, dass er weder zu viel noch zu wenig isst. Gleichzeitig muss sie arbeiten, ihre Dissertation schreiben, für den Haushalt sorgen und abends ohne Papa einschlafen. Krise – also brechen mein Bruder und ich unseren Urlaub in München ab und fahren am Samstag nach Hause, um Mama zu unterstützen. Papa muss hier in München noch arbeiten.

Wieso entspricht die Realität nie unseren Erwartungen? Ich hatte mir den Sommer hundertmal schöner vorgestellt. Das einzige Unschöne hätte sein sollen, dass Mama nicht jede Woche zu uns nach München kommen konnte. Stattdessen war das einzige Schöne unser Festivaltag, den wir eigentlich zu viert hätten genießen sollen. Dass ich Camp NaNoWriMo geschafft habe war auch nicht schlecht.
Klar gab es schöne Momente – aber ich habe in den letzten Wochen so oft geweint, Angst wegen meiner Katze gehabt, mir Sorgen um meine Mama gemacht, das Schicksal verflucht, weil es uns den schönen Familienurlaub unmöglich gemacht hat, dass alle tollen Momente in den Hintergrund rücken, sobald sie vorüber sind.
Und dann fragt sich Papa immer noch, wieso ich mich an ihn kuschele, wenn er abends nach der Arbeit endlich wieder da ist. Gestern hat er mir wortwörtlich gesagt: „Das wundert mich, weil du doch schon achtzehn bist.“
Du musst mich trösten, hörst du. Da ist mein Alter doch scheißegal.

Es macht mich unendlich traurig, dass keine meiner schönen Vorstellungen Wahrheit geworden ist. Wieso ist im realen Leben nichts so toll wie in meiner Fantasie? Ich würde so gern jeden glücklich sehen. Im Moment ist wohl niemand so richtig glücklich.

Die Realität kotzt mich an.
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2 Kommentare:

  1. Ach du :)
    Das ist echt schlimm mit Grover :( In Gedanken bin ich bei dir, und es stimmt die Realität ist fast nie so erwarten, aber manchmal ist sie auch besser als alles was wir uns hätten vorstellen können.
    Ich glaube es ist echt gut, das ihr Heim fahrt und eure Mama unterstützt.
    (irgendwie dumm, aber ich bin glücklich und zwar richtig, dass sage ich nicht damit du dich noch schlechter fühlst oder so, sondern damit du weißt dass es das sehr wohl gibt.)
    Schreib mir, wenn man dir irgendwie helfen kann ok? :)


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  2. Das tut mir so Leid mit deiner Katze :( Und dass deine Ferien nicht so toll waren, wie du es dir vorgestellt hast...
    Ich hoffe, die Realität zeigt dir bald wieder, dass sie auch ganz toll sein kann! :) Und wenn nicht, dann werd ich mal ein ernsthaftes Wörtchen mit ihr reden müssen. (Ich weiss bloss nicht, wie man das macht. Aber ich bin wütend auf die Realität, nur dass du's weisst. Realität soll doch Spass machen, nicht ankotzen)
    Fühl dich umarmt!
    xoxo<3

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