Der Schanzenpark trennt das Szeneviertel vom
Stadtteil Rotherbaum – und diesem Stadtteil ist die große Ehre vorbehalten, das
Univiertel zu sein. Von der Rothenbaumer Seite des Parks sind es nur zehn
Gehminuten bis zum Von-Melle-Park, wo die Geisteswissenschaftler in ihrem
Philosophenturm das Zepter schwingen. Wenn man sich in diesem Viertel voller
Copyshops und Dönerbuden verirrt, können es auch mal dreißig Gehminuten werden
(was eurer Berichterstatterin natürlich noch nie passiert ist).
Von-Melle-Park. |
Der Campus sieht auf den ersten Blick nicht
besonders groß aus. Ein paar Gebäude, eher kompakt gestaltet, nich allzu weit
voneinander entfernt. In der Mitte befinden sich eine hübsche Grünfläche, in
dieser Jahreszeit mit farbigen Herbstblättern übersät, und ein kleiner Teich,
genauso herbstlich ausgestattet. Aus den Mensen strömen die herrlichen Düfte
des sehr preiswerten Essens. Wer sich daran vorbei traut, zwängt sich in einen
überfüllten Aufzug und steigt auf zu Macht und Wissen.
Der Philosophenturm. |
Die Seminarräume des Germanistikinstituts
befinden sich im dreizehnten Stock.
Eigentlich ganz gut, dass der Aufzug im
zwölften Stock endet. Es gibt im Viertel unzählige Bäckereien, mindestens
hundert Cafés, ein Dutzend Falafel- und Dönerläden, zwei bis zehn Eisdielen,
einen Kiosk (oder auch fünf) und sogar einen Typen, der Backkartoffeln verkauft
und dank der Unmengen von hungrigen Studenten vermutlich eine Million am Tag
verdient. Die meisten Läden tragen irgendwo die Aufschrift „Uni“ – Uni-Buchhandlung,
Uni-Copyshop, Uni-Pommesbude – und haben immer ein Studentenangebot. Vielleicht
muss ich dem Fitnessstudio direkt gegenüber meinem Zimmer bald mal einen Besuch
abstatten.
Oder ich besorge mir ein Fahrrad, denn hier
wird fleißig gefahren – und zwar oft, schnell und nicht immer mit den nötigen
Sicherheitsmaßnahmen. Ich lebe schon seit drei Wochen als Fußgänger und kann
immer noch nicht so genau zwischen Bürgersteig und Fahrradweg unterscheiden.
Außerdem scheinen die Radfahrer eher selten eine Klingel zu besitzen,
geschweige denn sie zu benutzen. Hier wird man entweder überfahren oder
angeschrien. Geht auch.
Papendamm - in dieser Straße befindet sich mein Zimmer. |
So sieht das Leben momentan aus: in
malerischen Herbstfarben gestrichen, duftend nach Kaffee und Mensaspaghetti,
und wenn die Sonne scheint, ist der Philosophenturm gar nicht mal so hässlich.
An dieses Leben könnte ich mich glatt gewöhnen.
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