Die Tür zur Damentoilette quietscht
schrecklich, wenn sie aufgestoßen wird. Das heißt, sie quietscht in
Endlosschleife, denn diese Toiletten befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den
großen Hörsälen im Erdgeschoss des Philosophenturms und sind also für sämtliche
Geisteswissenschaften-Studentinnen die letzte Station vor der zweistündigen
Vorlesung.
Ich wasche mir die Hände, trockne sie mit
einem Papierhandtuch und begebe mich langsam zum Hörsaal. Dort wische ich mir
nervös die Hände an der Hose ab, ehe ich mir einen Platz suche und meinen Notizblock
aus der Tasche krame. Ich atme einmal tief durch und rede mir ein, dass ich
ganz genau weiß, was gleich passieren wird.
Artus
und die Ritter der Tafelrunde. Meine erste Vorlesung
in Deutschland. In Wirklichkeit habe ich keine Ahnung, was auf mich zukommt.
Die Vorlesung läuft erstaunlich normal ab. Ich
schlafe in der ersten Viertelstunde fast ein, weil der Dozent etwas
Organisatorisches erklärt, das auf mich als Erasmus-Studentin nicht zutrifft. Danach
erzählt er kurz, was er uns gerne beibringen möchte, und macht ein paar Witze,
wofür ich ihm dankbar bin. Sobald wir uns dem eigentlichen Unterrichtsstoff
widmen, stelle ich fest, dass da für mich nicht viel Neues dabei ist. Es ist ja
auch nur die Einführung. Außerdem ist es schön entspannt, wenn ich nicht wie
wahnsinnig mitschreiben muss.
Nach einer knappen Stunde legen wir eine zehnminütige
Pause ein. Ich blicke mich verstohlen um und sehe, wie die meisten Studenten
nach einem Snack greifen. Manche trinken einen Kaffee, manche verschwinden nach
draußen, um eine zu rauchen. Der einzige Unterschied zu den Vorlesungen in
Leiden, den ich bis jetzt entdecken kann, besteht darin, dass der Hörsaal einen
Balkon hat, wo sich die Raucher häufen.
Eine Dreiviertelstunde später, laut
Stundenplan fünfzehn Minuten zu früh, entlässt der Dozent uns in die Freiheit. Die
Studenten klopfen Beifall auf die Tische – ich ziehe verwirrt die Augenbrauen
hoch und dann fällt mir ein, dass mir dieser Brauch eigentlich bekannt ist. Ich
bin sowieso eine, die den Applaus nach einer Vorlesung doof findet. Der Dozent
macht doch nur seinen Job und ich klatsche ja auch nicht, wenn die Kassiererin
meine Einkäufe erfolgreich gescannt hat. Das passt gerade gut, denn ich mache
mich wenigstens nicht zum Affen, indem ich als Einzige in die Hände klatsche.
Viel gelernt habe ich heute nicht, dafür aber wichtige
Erkenntnisse gewonnen: Vorlesungen in Deutschland unterscheiden sich kaum von
denen zu Hause (und die Stühle im Hörsaal sind bequemer).
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<3 Irgendwie mag ich den ersten Absatz total gerne und ich mag den ganzen Post der isist irgendwie schön. Mhm. Ich finde das mit dem Applaus gar nicht so blöd, glaub ich, meiner Lieblingsband jubel ich ja auch zu und den Schauspielern im Theater auch, aber streng genommen ist das auch ihr Job, ich bezahl ja auch Geld um sie zu sehen :D Ich danke der Kassiererin immer und wünsch ihr einen schönen Tag, aber wenn jeder nach der Vorlesung zum Prof geht und sich für die Vorlesung bedankt wäre es auch komisch, oder? :)
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