01.10.2011

Träumen von Korrektheit

Leute sind so korrekt. Korrekte Klamotten, korrekte Haare, korrekte Small-Talk-Gespräche und dazugehörende korrekte Antworten. Korrektes Lächeln, korrekte Laune. Bei manchen ist’s deutlicher als bei anderen, aber auffallen tut’s. Ich meine an der Uni. Leute beobachten mach ich eigentlich immer nur an der Uni, denn dort verbringe ich ja vier Wochentage von neun bis fünf. Nach diesen vier Wochen kann ich schon sagen, die Korrektheit fällt mir am meisten auf.

Haben Leute Angst, anders zu sein? Also, das ist eher ne rhetorische Frage. Ich glaube, dass Leute solche Angst davor haben, weil sie keine Loser sein wollen. Und es ist eben menschlich, vermute ich, dass man sich immer wieder mit anderen vergleicht und diese anderen immer viel toller findet. Die Kirschen im Garten des Nachbars schmecken immer süßer als die eigenen.
Dieses Gefühl kenne ich nur allzu gut. Vor allem, wenn ich Profile von anderen Leuten im Internet sehe, und auf diese Art und Weise ein bisschen von deren Leben mitbekomme. Jetzt hört sich das ziemlich nach Stalker-Tätigkeiten an, ich gebe zu, ich schaue anderen gerne ins Internet-Profil. ;)
Am liebsten lese ich über die einfachen Sachen, Tage, die man mit Freunden verbracht hat, Sachen, die in der Schule oder an der Uni passiert sind. Filme, die man geguckt hat, Musik, die man gehört hat, und so weiter. Denn das sind die Sachen, die mir rein theoretisch auch passieren könnten, oder auf jeden Fall wahrscheinlicher sind.
Es sind aber auch die Sachen, die mich eifersüchtig machen, grade weil sie mir nie passieren. Ich hätte schon gerne ein paar Freunde, die in der Nähe leben, mit denen ich solche coole Sachen unternehmen könnte, wie ich von anderen immer höre (oder eben bei ihnen im Profil sehe…). Und ich würde so gerne große Reisen machen, egal wohin. Australien, Amerika, oder eben auch Deutschland. Japan. Egal, Hauptsache ich war dort noch nie.

Jetzt kommt es mir vor, als könnte ich mich nur beklagen und hätte ansonsten nichts zu melden. Ich hoffe, so schlimm bin ich schon noch nicht. Ich meine auch gar nicht, dass ich mit meinem Leben unzufrieden bin oder so. Grade in letzter Zeit, wo ich an der Uni angefangen hab und so viele neue Sachen erlebe, wünsche ich mir immer weniger, eine andere Person zu sein.
Ich hab nämlich das Gefühl, endlich mit dem Leben anzufangen, von dem ich früher geträumt habe.

Träumt alle was Schönes!
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