27.02.2012

Fräulein Fröhlichkeit

Heute einfach mal nichts Philosophisches, nichts Genervtes, nichts Frustriertes, nichts über Ängste und solche Sachen. Heute will ich wirklich nur glücklich sein und mich freuen.

Eigentlich würde ich am Donnerstag mit einer Freundin auf ein Konzert gehen, nur hat die Band leider abgesagt. Blöde Kanadier. Sie werden es natürlich irgendwann nachholen, aber ziemlich scheiße war es trotzdem, denn wir (die Freundin und ich) hatten uns schon riesig gefreut, uns wiederzusehen. Sie lebt nämlich am anderen Ende des Landes. Auch wenn die Niederlande gar nicht so groß sind, ist der Abstand etwas unpraktisch.
Auf jeden Fall fanden wir dann am Sontag heraus, dass die Band abgesagt hat. Und dann waren wir erstmals richtig enttäuscht, bis wir meinten, dass wir uns auch ohne Konzert einfach treffen können. Das heißt: am Donnerstag sehen wir uns wieder, das letzte Mal war soweit ich mich erinnere auf ihrer Geburtstagsparty im letzten Mai. Ich freue mich schon.
Dementsprechend hatte ich den ganzen Tag gute Laune und bin mit einem riesengroßen Lächeln aufm Gesicht an die Uni gegangen, wo sich dann alle gewundert haben, dass ich so gut drauf war. Was übrigens an meiner Laune nichts ändern konnte. Ich hatte fast schon vergessen, wie gut sich sowas anfühlt, sich einfach mal auf und über etwas zu freuen und schon beim Gedanken daran glücklich zu sein. Vielleicht ist es wirklich auch, weil der Frühling kommt. ;) Sogar die ganzen Hausaufgaben konnten mir heute den Tag nicht verderben.
Uuuund wir haben endlich wieder eine eigene, wirklich funktionierende Dusche! Das Bad ist zwar noch nicht ganz fertig, es fehlen noch die Türen der Duschkabine, deswegen noch kein Bild, aber wir können schon duschen! Nur müssen wir nachher das ganze Wasser aufwischen…

Stattdessen ein Bild meiner Katze, einfach weil Grover mal wieder unheimlich süß war und ich ihn liebe. Und dann lege ich mich schlafen. Schöne Träume! <3

Das ist das Band an meiner Kamera, mit dem er spielt. ;)
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23.02.2012

You’ve got to do your own growing

You’ve got to do your own growing, no matter how tall your grandfather was.
(Irisches Sprichwort)

In meinem Fall wäre es wohl mein Vater, der in dem Sprichwort eine Rolle spielt. Mein Großvater war gar nicht so groß. Obwohl, jetzt wo ich diese Sätze geschrieben habe, frage ich mich, ob es nicht eigentlich egal ist, wie groß der Großvater ist.

Auch egal.
Ich wollte diesen Eintrag eigentlich gestern schon schreiben, das hatte ich mir in aller Scheißfrüh vorgenommen und als ich um 17 Uhr endlich aus dem Seminar fliehen konnte, hatte ich es schon wieder vergessen. Ich wusste nur noch, dass ich etwas schreiben wollte.
Februar hat mir bis jetzt alles andere als gut gefallen. Das neue Semester frisst meine Zeit schneller als die Katzen ihr Futter (und das will was heißen, vor allem bei Lotje). Vor allem in Deutsch scheinen die Lehrer davon überzeugt zu sein, dass man nie genug Hausaufgaben haben kann. Auf meinem Notizblock steht schon seit eigenen Tagen der Satz: „Wenn du heute brav bist, bekommst du morgen noch mehr Hausaufgaben!“ Ich verbringe meine Tagen an meinem Laptop, Referate übend, Informationen suchend, Essays ohne Ende schreibend.

Aber darüber wollte ich heute gar nicht reden. Ich müsste mich jetzt zwar eigentlich meinen Statistikaufgaben widmen, wie an jedem Donnerstag, aber mir ist grade wieder eingefallen, was ich schreiben wollte. Also.

Im April werde ich siebzehn Jahre alt. Früher, als ich elf bzw. zwölf war, waren die Figuren in meinen Geschichten immer siebzehn Jahre alt. Das Alter eignete sich perfekt für viele Arten von Geschichten, zumindest, das glaubte ich damals: erwachsen doch jugendlich, mit dazugehörender Unsicherheit, emotionaler Instabilität und ganz viel Drama. In zwei Monaten bin ich genauso alt. Ein komischer Gedanke.
Ich kann keine Geschichten über mich selbst schreiben, oder über eine Figur, die mir sehr ähnlich sieht. Ich hab es mal versucht und bin kläglich gescheitert; die Geschichte kann ich bis heute nicht mehr sehen. In meinen Geschichten brauche ich immer einen Helden oder eine Heldin, und ich bin keine. Nicht unbedingt ein Held wie Herkules oder so, nein, aber auf jeden Fall eine Figur, die überzeugen kann. Die glaubwürdig ist, von der man sagen kann, dass diese Person wirklich die und die Sachen machen würde, wenn man ihr im wirklichen Leben begegnen würde. Ich bin keine.

Obwohl ich inzwischen, hoffentlich, weniger naiv bin als damals mit zwölf, hab ich immer noch dieses Bild vom Älterwerden. Siebzehn hört sich für mich immer noch „erwachsen“ an. Fast achtzehn, fast offiziell volljährig, fast selbständig, fast dies, fast das – direkt an der Grenze zum Erwachsensein. Im Gespräch mit Andy, meinem besten Freund, sagte er: „I feel younger than I should.“ Andy ist knapp sechs Monate älter als ich, und der Satz trifft auch genau auf mich zu.
Ich hab das Gefühl, dass ich in den letzten zwei Jahren irgendwie seriöser geworden bin, ich denke öfter über die willkürlichsten Sachen nach, ich bin zwar offener aber gleichzeitig auch stiller geworden. (Macht das überhaupt Sinn?) Ich lache nicht mehr so oft und wenn schon, dann frage ich mich nachher sofort wieso eigentlich. Mit Andy rumalbern und über Nichts reden und doofe Witze erzählen – das machen wir nur noch ganz selten. Andy hat richtig mit der Schule und mit sich selbst zu kämpfen, ich ertrinke momentan in den Uni-Aufgaben und irgendwie haben wir beide nie richtig Lust dazu, loszulachen.
Was jetzt das Sprichwort damit zu tun hat… Ich bin noch gar nicht dazu bereit, siebzehn zu werden. Ich fühle mich zu jung dafür. Das macht irgendwie gar keinen Sinn, aber so ist es. Ich fühle mich noch zu jung, um siebzehn Jahre alt zu sein. Nun ist siebzehn eigentlich gar nicht so alt und ich weiß auch, dass es blöd ist zu glauben, dass Leute mit siebzehn total erwachsen sind, aber ich werde trotzdem dieses Gefühl nicht los. You’ve got to do your own growing, no matter how tall your grandfather was.“ Ich hab einfach noch zu viel „growing“ zu tun.

(Und heute vor genau zwei Jahren war ich beim Tokio-Hotel-Konzert. Wie die Zeit vergeht…)

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15.02.2012

Die Ironie der Wahl

Für uns ist es heutzutage ganz selbstverständlich, dass wir wählen dürfen. Wählen wie bei den Parlamentswahlen, wählen wie beim Frühstück und ob man dann lieber Brötchen oder doch Müsli essen möchte. Heute wurde mir jedoch mal wieder bewusst, wie lange diese Freiheit nicht selbstverständlich gewesen ist, und wie sehr die Leute darüber gegrübelt haben, ob solche Freiheit wirklich das richtige ist.
Das heißt, bei solchen Sachen wie Frühstück ist es ja relativ egal, diese Entscheidung bedeutet in der Gesellschaft eigentlich nichts. Aber bei den Wahlen – im neunzehnten Jahrhundert lief eine Debatte darüber, ob allgemeines Wahlrecht wirklich eine vernünftige Sache ist. Denn sind alle Leute in der Lage, eine solche Entscheidung zu treffen? Auch die, die sich vorher noch nie mit Politik beschäftigt haben? Auch die aus den unteren Schichten der Gesellschaft? Auch die, die sich nicht mal für Brötchen oder Müsli entscheiden können?
Manchmal frage ich mich das auch. Wie viele Leute machen sich über Politik Gedanken? Wie viele Leute sind gut informiert, wie viele Leute wissen wirklich Bescheid?

Wie viele Leute machen sich über die Zukunft Gedanken?
Ich hab schon mal geschrieben, dass ich ziemlich häufig an die Zukunft denke und mir die Zukunft ausmale und auch hin und wieder wünsche, die Zukunft wäre schon gekommen. (Obwohl man in der Zukunft ja nie sagen würde: „Hey, jetzt ist die Zukunft endlich da!“)
An der Universität ist alles irgendwie zur Gewohnheit geworden. Und das ist überhaupt nicht schlimm, ich will mich auch nicht beklagen, dass ich zu wenig zu tun hätte. Ganz im Gegenteil, meine To-Do-Liste ist ziemlich vollgepackt. Die Aufgaben sind ab und zu ein wenig nervig, vor allem wenn ich eigentlich lieber andere Sachen gemacht hätte, aber ich denke schon, dass ich mich für die richtigen Studiengänge entschieden habe.
Bei anderen Menschen in meinen Kursen bin ich mir aber nicht so sicher. Es gibt dort so ein paar Typen, die mich ziemlich an ihrer Vernunft und Entscheidungsfähigkeit zweifeln lassen. Die sitzen im Unterricht nur blöd rum, lachen sich über die meisten Sachen halbtot und sagen weiter kein Wort.
Ich finde eh schon, dass meine Mitstudenten in den Seminaren kaum den Mund aufmachen. Da stellt der Dozent bzw. die Dozentin eine Frage und alle sind erst mal eine Minute still, bis entweder ich oder der Dozent mit einer Antwort anfängt. Bin ich eine Streberin oder sind die anderen einfach faul? Oder feige? Oder was ist da los? Ich find’s eigentlich unhöflich, dass diese peinliche Stille dann immer eintritt, und die Dozenten uns dann so erwartungsvoll anschauen. Aber ich will auch nicht immer diejenige sein, die mit einer Antwort kommt.
Diese Leute, die alles total lustig finden und die meisten Sachen ins Lächerliche ziehen, kann ich auch nicht leiden. Ich frage mich einfach, wieso die überhaupt noch dabei sind, wenn die Seminare sie anscheinend null interessieren und sie nicht mal die Höflichkeit besitzen, andere beim Zuhören nicht zu stören. Haben die sich nur für dieses Studium entschieden, weil sie das wollten und sie sich wirklich Gedanken drüber gemacht haben? Oder einfach nur, weil sie sich für irgendein Studium entscheiden mussten und ach, Deutsch ist dem Niederländischen so ähnlich, das ist bestimmt leicht?

Vielleicht bin ich die einzige, die sich darüber aufregt. Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, ob die Lehrer es genauso empfinden. Ich weiß nur, dass ich jeden Tag seit Semesteranfang genervt nach Hause komme, meine Tasche auf einen Stuhl schmeiße und wenn meine Eltern fragen: „Wie war dein Tag?“, antworte: „Don’t even go there.“
„Ach, so schlimm?“
„Jaaaa. Na ja, kommt auf den Aspekt an.“
„Was war denn so schlimm?“
„Die Menschen!“
Irgendwie ironisch, dass ich mit den Menschen nicht klarkomme, obwohl ich doch Psychologie studiere. Nur dass die Leute in Psychologie mich weniger nerven als die in Deutsch.

Jetzt werde ich einfach mal abschalten und mit meiner Mama den Film von gestern zu Ende schauen. Heute war mal wieder ein ganz schön langer Text – tut mir leid.

Schöne Träume!
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11.02.2012

Ein Zuhause für Gollum

In dem vorletzten Eintrag, mit den Bildern vom Schnee, erwähnte ich kurz den Lärm, den es zu Hause gab. Lärm gibt’s jetzt nicht mehr, aber so wirklich entspannt ist es hier momentan immer noch nicht.
Wir renovieren nämlich grade das Badezimmer. Besser gesagt, wir haben einen Unternehmer eingestellt, der das für uns macht.

Das heißt: keine Dusche, nur die eine Toilette, unbekannte Männer im Haus, die in die Wand bohren und dabei das Radio aufdrehen. Sie haben angefangen, die ganzen alten Möbel und die alte Dusche abzureißen. (Ich finde irgendwie die richtigen Wörter nicht. Ist abreißen hier okay?)
Na ja. Wie auch immer, nach zwei Tagen sah das Bad aus wie eine Höhle. Ich denke, Gollum hätte es dort sicherlich gut gefallen. Inzwischen haben wir wieder ein zur Hälfte gekacheltes Bad, mit fliesenlosem Boden und ganz viel Staub. Immer noch keine Dusche – ich wasche meine Haare jetzt im Waschbecken in der Küche, zum Duschen müssen wir zu meiner Oma. Noch zwei Wochen, dann ist es hoffentlich wieder vorbei.

Ich wollte euch eigentlich zeigen, wie das Bad ohne Boden und mit putzlosen Wänden aussah, aber da die Bauleute auch am Samstag da waren, hatte ich kaum die Möglichkeit, dort zu fotografieren. Deswegen nur die Bilder vom Bad, so wie es jetzt aussieht.

Einfach drauf klicken,
dann wird’s größer.














Also, auf dem rechten Bild ist die gekachelte Wand zu sehen, dort kommen das Waschbecken (links, wo die ganzen Löcher sind) und die Dusche, rechts. Hoffentlich wird das schön, wir hatten nämlich ein sehr hässliches Badezimmer.

Und dann bat meine Mutter kurz um meine Hilfe. Sie hat mir verschiedene Muster gezeigt, für irgendwelche Fliesen, und wollte wissen, welches mir am besten gefiel. Not kidding: die sahen alle gleich aus! Das hat ihr dann auch nicht weitergeholfen. Zum Glück gibt’s noch meinen Bruder, der hat ein Auge für sowas. ;)

Wenn das neue Bad fertig ist, stelle ich bestimmt nochmal ein Bild rein.
Schöne Träume!
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08.02.2012

Mit freundlichen Grüßen

Irgendwann im letzten Semester haben wir in einem Deutschseminar das Briefe-Schreiben geübt. Anschriften, Unterschriften, die üblichen Höflichkeitssachen beim Schreiben eben. Nachdem die Dozentin uns die Sachen erklärt hatte, bekamen wir natürlich die Aufgabe, einen Brief zu schreiben. In fünfzehn Minuten mussten wir uns etwas ausdenken, das dann auch (auf Deutsch, versteht sich) so aufschreiben, und schließlich vorlesen.
Die Idee war eigentlich, die Briefe im Blog zu veröffentlichen – wir haben unseren eigenen Blog als Deutschstudenten – aber die meisten haben es sich dann doch anders überlegt und gesagt, es sei ihnen lieber, sie nicht online zu stellen.

Also stelle ich meinen einfach hier rein. Weil ich natürlich totaaal stolz drauf bin.

Nein. Einfach, weil ich sonst nicht weiß, worüber ich schreiben könnte. Das zweite Semester hat vorgestern angefangen, aber es ist noch nicht besonders viel passiert und ich fürchte, ich werde bald auch nicht allzu viel Zeit haben, mir ein tolles Thema auszudenken. Von daher.
Nur mal kurz zur Erklärung; die „Emma“, an die der Brief geschrieben ist, ist Emma Anzai, über die ich in diesem Post auch schon etwas geschrieben habe. Sie war halt die erste Berühmtheit, die mir dann eingefallen ist.

Meine liebste Emma,

immer noch kann ich mich haargenau an dich erinnern. An deine wunderschönen Finger, die sich so rasch und elegant bewegen. An deine weltraumdunklen Augen, die strahlen wie der größte Stern. Ich sehe dich vor mir, wenn ich nachts die Augen schließe, und du bist die erste, die mir in den Kopf kommt, wenn ich morgens aufwache. Jeder meiner Atemzüge ist in deiner Ehre, meine Liebste. Es gibt mich, weil es dich gibt. Du bist es, die mich gerettet hat. Und ohne dich will ich nicht weiterleben.

Ich weiß, dass du mich nicht kennst. Du hast mich noch nie gesehen, oder vielleicht nur im Vorbeigehen, zu kurz, um dir meine Erscheinung einzuprägen. Aber ich kenne dich. Ich kenne jeden noch so kleinen Teil deines Körpers, weil ich jede Nacht von ihm träume und ich spüre dich in diesen Träumen ganz nah bei mir. Irgendwann wird es diese Nähe auch wirklich geben, Liebste, ich verspreche es dir. Irgendwann werden wir uns wirklich nah sein.

Mit aller Kraft arbeite ich daran, den Weg zu dieser Nähe zu ermöglichen. Es wird bald so weit sein, bald wirst du mir in die Augen sehen und du wirst wissen, du wirst verstehen, dass meine Liebe zu dir aufrecht und unschuldig ist, wie Sonnenschein und Regenbogen.

Bald werden wir nicht nur in meinen Träumen vereinigt sein. Ich freue mich schon auf den Moment, in dem wir uns nach all der Zeit gegenüberstehen.

In größter Liebe,
dein größter Fan

Wie ihr seht, ging es bei der Aufgabe nicht um Realismus. ;) Einer aus dem Seminar hat einen Brief aus der Perspektive von Christoph Kolumbus geschrieben, an Kolumbus‘ Mutter. Es ging auch eigentlich darum, dass wir die verschiedenen Briefanfänge und Unterschriften kannten. Damit wir in einem Brief an Freunde nicht mit „Mit freundlichen Grüßen“ oder so abschließen. Ich frage mich, wer sowas überhaupt machen würde, es sei denn als Witz… Aber wer glaubt ernsthaft, dass „Mit freundlichen Grüßen“ auch ganz locker und familiär ist?

Auch egal. Wie hat euch der Brief gefallen? Bin gespannt auf eure Meinungen!
Schöne Träume <3
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03.02.2012

Die Welt is weiß

From: Coward
To: Snow
Subject: Bugger off!

Morgen hat meine Mama Geburtstag. (Ha, fast derselbe erste Satz wie im letzten Post. Ich bin ja soooo witzig.)
Also, eigentlich geht’s gar nicht um meine Mutter. Und der Titel hört sich ein bisschen politisch an, als würde ich gleich einen ganzen Vortrag schreiben über Diskrimination und „die Macht des Westens“ und weiß ich was noch. Dabei geht’s mir nur um den Schnee.

Ich mag Schnee. Eigentlich. Wenn ich schön warm drinnen sitze und weiß, dass ich nicht mehr raus muss, bis der Schnee weg ist. Das passiert also nur ganz, ganz selten. Schnee haben wir ja auch nur ganz, ganz selten. Und jedes Mal, wenn der Schnee kommt, bringt er Probleme mit sich.
Probleme mit dem Zug (weil die niederländische Bahn sich ja nie auf irgendwelche Wettersachen vorbereiten, die gehen einfach davon aus, dass die Sonne immer schön scheint und draußen die Lämmer auf den Wiesen spielen und alle Menschen glücklich sind). Meine Mama steckt grade in Amersfoort fest, weil die Züge nicht mehr nach Utrecht fahren. Vielleicht schafft sie es noch über Amsterdam nach Hause, aber das dauert so oder so zwei Stunden länger. Wenn nicht mehr. Dabei war schon seit Tagen klar, dass es heute schneien wurde. Aber komm schon, wieso denn die Bahn darauf vorbereiten? Sonst ist’s doch nicht spannend, und was ist das Leben ohne ein bisschen Abenteuer?



Mein ganz persönliches Problem mit Schnee hat mit dem Radfahren zu tun. Schnee führt mir immer wieder vor Augen, wie feige ich doch wirklich bin. Ich finde es nämlich ganz schlimm, durch den Schnee fahren zu müssen, und traue mich auch nicht. Das heißt: heute war ich bei meinem Vater auf der Arbeit, weil zu Hause zu viel Lärm war (erklär ich in einem späteren Eintrag vielleicht mal) und so gegen vier Uhr sagte mein Vater, dass er noch kurz in die Stadt wollte, um ein Geschenk zu kaufen. Für meine Mutter. Weil die ja morgen Geburtstag hatte. Toll, ich komme mit!
Ja, also, nein. Das war … ich wollte das auch, wirklich, aber dann habe ich den Schnee gesehen und mir gedacht, dass das nicht geht. Und es geht auch nicht. Ich bin nach Hause gelaufen, ganze vierzig Minuten in der Kälte, und ich war traurig und fühlte mich blöd und ich könnte mir immer noch eine dafür klatschen.
Mein Vater hat das wahrscheinlich längst wieder vergessen, den interessiert das halt nicht so viel, und meine Mama hat im Moment schon etwas anderes im Kopf. Die weiß ja gar nicht, wie sie heute nach Hause kommt. Aber ich weiß jetzt schon, dass ich mir das ganze Wochenende noch darüber den Kopf zerbrechen werde. Ich fühle mich schuldig, weil ich kein Geschenk habe, fühle mich blöd, weil drei Zentimeter Schnee mir Angst machen… Ich werde mindestens drei Tage noch gegen den Selbstspott bzw. –hass ankämpfen. Selbstunzufriedenheit. Das ist ja mal ein schönes Wort. Trifft heute genau auf mich zu.

Und weil ich jetzt mit der S-Bahn fahren muss, weil ich noch Bassunterricht habe, und das immer mindestens eine Viertelstunde länger dauert als mit dem Fahrrad, verabschiede ich mich wieder…

(Aber sind die Bilder nicht toll? Extra für euch auf dem Nachhauseweg noch gemacht. Dabei war ich genervt, sauer und froren mir die Finger ab!)
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