Meine
Empfindlichkeit mal außen vor gelassen, ich schätze doch, dass es den meisten
Leuten so geht, wenn etwas wirklich peinliches passiert. Das Hirn funktioniert
eben so, würde ich sagen, es übertreibt quasi das Ereignis. Ich frag mich
warum. Aus evolutionärem Blickwinkel hat es doch eigentlich keinen Sinn, keine
Funktion, um peinlichen Sachen aus dem Weg gehen zu wollen. Die Person, der nie
etwas peinliches passiert, hat bessere Chancen, Nachwuchs zu bekommen? Das hört
sich ja albern an.
Noch so eine
übertriebene Reaktion meines Hirns: auf dem Nachhauseweg nach der Vorlesung saß
ich im Zug, war ein wenig müde, starrte vor mich hin. Dann hielt der Zug an,
der Typ, der neben mir auf der Treppe gesessen hatte, stieg aus und ich sah aus
dem Augenwinkel, wie er auf dem Gleis etwas in den Mülleimer schmiss. Und das
erste, was mir durch den Kopf ging, das er vielleicht da weggeworfen haben
könnte, war der Zünder einer Granate. Ich sah schon vor mir, wie die Granate
explodiert und den Zug in ein Chaos aus Blut, zerrissenem Fleisch und Metall
verwandelt.
Okay, ich war
müde, aber trotzdem. Eine übertriebene, paranoide Angstreaktion. Viel
wahrscheinlicher ist’s, dass er einfach seinen Kaugummi weggeschmissen hat,
oder vielleicht einen Einkaufszettel, den er in seiner Hosentasche gefunden hatte.
Rational ist mir das auch schon klar. Aber der erste Impuls ist immer
irrational, würde ich sagen.
Auf jeden Fall
ist diese Angstreaktion schon logischer zu erklären, als das mit der
Peinlichkeit. Denn fürs Überleben ist’s ja wichtig, auf alles gefasst zu sein,
auf alle Gefahr. Sonst wäre der Mensch längst ausgestorben. Obwohl der größte
Teil dieser Reaktion wahrscheinlich mehr mit der Müdigkeit zu tun hatte, als
mit irgendwelchen evolutionären Funktionen.
Müdigkeit hat so
oder so viel mit Überreaktionen zu tun, glaube ich. Wenn ich müde bin, werde ich
meistens sehr ausgelassen, wahrscheinlich weil mein Körper Adrenalin oder was
ähnliches produziert, damit ich nicht einschlafe. Oder so. Ich war in Biologie
nie sonderlich gut, entschuldigt. Jedenfalls kann ich mich so etwas aus dem
Unterricht erinnern.
Es geht ja
eigentlich auch nicht um den biologischen Prozess. Es geht darum, dass
Müdigkeit irgendwie als Katalysator funktioniert, wenn es um Emotionen und
Reaktionen geht. Man muss ja kein Biologe sein, um das irgendwann mal bemerkt
zu haben.
Noch mal ein
Beispiel für meine manchmal sehr ‚tiefen‘ Gedanken… Oder eben für die nutzlosen
Sachen, die ich mir manchmal durch den Kopf gehen lasse. Für heute reicht’s wohl,
denke ich mir.
Schöne Träume :)
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