Ich hab Muskelkater an Muskeln, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie habe. Um genau zu sein, an den Muskeln, die man benutzt, um einen Hügel hinauf und hinab zu gehen. Denn in den Niederlanden gibt’s keine Hügel, oder auf jeden Fall keine, die höher sind als 322,7 Meter. Und das ist jetzt keine Fantasiezahl, der „Vaalserberg“ (der eigentlich gar kein Berg ist) ist 322,7 Meter hoch. Der höchste Punkt der Niederlande. Also, im Grunde ist der höchste Punkt der Niederlande etwas über 800 Meter hoch, nur liegt dieser Berg auf Saba, einer Insel in der Karibik, zufälligerweise auch einer speziellen Provinz der Niederland. Nur finde ich, dass das nicht wirklich zählt, das ist ja am anderen Ende der Welt.
Ende der Erdkundestunde; ich redete ja über meine Muskeln, die ich heute eingesetzt habe, einen Hügel hinauf und hinab zu gehen. Ich wollte ja die Aussicht über Zürich genießen und da es überhaupt keine Wolke gab, konnte ich das Sonnenlicht im See glitzern sehen. Wunderschön.
Und dann wurde meinen Plänen, den Tag oben auf dem Uetliberg zu verbringen, schroff einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn anscheinend hatte die ganze Wespenpopulation des Berges es auf meinen Berliner abgesehen. Und ich hasse Wespen. Obwohl ich eigentlich sagen sollte, ich habe Angst vor Wespen. Ich mag die Streifen und die Schwarz-Gelb-Kombination. Nur bringt die Tatsache, dass sie stechen, mich auf die Palme. Stechviecher sollten verboten werden.
Der Gedanke hat mich an Bill Kaulitz erinnert, der mal gesagt hat, er und sein Bruder seien „Drinnies“, womit er gemeint hat, dass sie nicht gerne aufs Land gehen. Also unberührte Natur vor allem, das geht in Deutschland gar nicht. Na, eben nicht nur in Deutschland. Bei mir zu Hause weben die Spinnen ihre Spinnennetze immer genau zwischen unserem Fahrradschuppen und den Pflanzen auf der anderen Seite des Gartenpfades. Vor allem in dieser Jahreszeit, denn sonst ist es ja zu kalt oder zu kurz nach dem Winter. Und jetzt diese Wespen, die mir das Mittagessen klauen wollten.
Dabei finde ich die Natur eigentlich ganz schön. (Ich weiß wirklich nicht, was ich eigentlich schreiben wollte, als ich über den Muskelkater geschrieben habe, aber egal. Jetzt reden wir einfach über unberührte Natur.)
Ich wollte den Tag dort auf dem Berg verbringen, mit dieser schönen Aussicht auf die Stadt, Inspiration zum Schreiben und einfach ganz viel Ruhe. Ich mag vor allem die Ruhe, ja, die in der Natur herrscht, obwohl die Bewohner ja nie unbeschäftigt sind. Eben, hast du schon mal eine Wespe oder einen Maikäfer gesehen, der sich auf ein Bänkchen setzt und sagt: „Na, ich mach auch mal Feierabend, heute war schon ein anstrengender Tag“?
Macht ja keinen Sinn. Und trotzdem sieht’s immer so ruhig aus, friedig, denn alle haben dort ihren Platz, die scheinen sich über Nichts Sorgen zu machen, die müssen sich über Nichts den Kopf zerbrechen… Unsicherheit und Zweifel und Arroganz und Empfindlichkeit und was weiß ich noch für menschliche Defekten scheint es dort gar nicht zu geben.
Ich fange an zu labern. Wahrscheinlich Zuckerdefizit; ich muss wirklich mal was essen.
Guten Appetit!
__