29.12.2011

Rezept, überarbeitet

Wie versprochen, die neue Version. ;)

Wir Menschen haben immer die Tendenz, die negativen Sachen im Gedächtnis zu speichern, während die positiven Sachen in den Hintergrund geschoben werden. Das ist irgendwann, als wir noch in Höhlen gelebt haben und Tag für Tag kämpfen mussten, um zu überleben, wahrscheinlich praktisch gewesen. Inzwischen ist es eher nervig.
Genauso mit Angewohnheiten. Es fällt Menschen überall auf der Welt schwer, Angewohnheiten aufzugeben, auch wenn sie eigentlich gar nicht nützlich sind. So wie an den Nägeln kauen. Oder eben, so wie Angst vor Sportstunden und dem Dunklen haben. Oder extrem perfektionistisch sein. Oder… Such dir was aus. Jeder hat so seine eigenen.
Also, was macht man, wenn man endlich Mut gefasst hat und sich ändern will? Hier ein einfaches Rezept in drei Schritten.

Schritt Eins. Ins Bewusstsein damit!
Auf die Gefahr hin ein Captain-Obvious-Anfang zu machen: das wichtigste ist, sich der Sache bewusst zu werden. Was ist es nun genau, das mir nichts nützt? Was ist es, und vor allem, wo kommt es her? Wieso habe ich Angst vor dem Dunklen?
Um das für sich selbst zu entdecken könnte es praktisch sein, Tagebuch zu führen, so wie ich in meinen PKG-Seminaren gemacht habe. Wichtig dabei ist, konkret zu sein. Also nicht einfach „Ich hatte Angst“ aufschreiben, sondern „Ich zog mir die Decke über den Kopf“, „Ich zitterte“, „Ich holte meine Mama aus ihrem Bett“, und so weiter. Es müssen nicht unbedingt Gedanken sein. Gefühle, Leute, Situationen, alles ist möglich. Zum Beispiel, wenn man die Angewohnheit hat, nach der Schule eine ganze Tüte Süßigkeiten zu essen, könnte es dadurch kommen, dass in der Küche immer eine zu finden ist. Bis soweit alles ziemlich logisch, nicht?

Schritt Zwei. Kontra geben
Wenn man nun diese Gedanken, Situationen, Leute identifiziert hat, ist es an der Zeit, etwas gegen sie zu unternehmen. Widerspreche den Gedanken! Geh den Situationen aus dem Weg! … na ja, das ist schon ein bisschen schwierig, wenn man gar nicht mehr nach Hause kann, weil dort die Süßigkeiten warten. Aber irgendwas lässt sich immer machen. Und man braucht es auch nicht alleine zu schaffen, keinesfalls. Erzähle deinen Eltern, Freunden, Nachbarn, Lehrern, egal wem, von deinem Vorhaben, bitte um Unterstützung. Die braucht nämlich jeder.
Leichter gesagt als getan, hm? Wie bei der Angst vorm Dunklen. Dem Gedanken, dass der Sessel in der Ecke in ein scheußliches Monster verwandelt, sobald das Licht gelöscht wird, ist leicht zu widersprechen. Einfach das Licht wieder anmachen und voila, Sessel statt Monster. Aber auch gegen die Gedanken, von denen man denkt, dass sie gar nicht so unbegründet sind, ist anzukommen.
Zum Beispiel Angst vor Sportstunden – auch wenn man ganz und gar unsportlich ist und glaubt, sich immer wieder zum Affen zu machen. Relativiere! Was ist das schlimmste, das dir passieren könnte? Dass man dich auslacht? Leute machen das manchmal, aber nicht nur über dich, und die vergessen das auch bald. Eine Verletzung? Die Chance auf Verletzungen ist im Unterricht nicht wirklich groß. Ein bisschen Muskelkater vielleicht, aber das bringt einen ja nicht um.

Schritt Drei. Ausdauer
Dieser Schritt ist eigentlich, was Psychologen die „Maintenance“-Phase nennen. Das heißt: nicht einfach wieder  ins alte Muster zurückfallen, sondern die Änderung durchsetzen und pflegen. Und eigentlich gibt’s nur ein paar Sachen, die man wissen muss, ansonsten geht das eigentlich von selbst.
Erstens: eine Änderung erfordert Zeit. Also nicht sofort am zweiten Tag große Resultate erwarten, das wirkt nämlich demotivierend und es entspricht auch nicht der Wahrheit.
Zweitens: es hat keinen Sinn, sich zu ändern, wenn andere das verlangen. Die Motivation muss aus einem selbst kommen, sonst fällt man in dieser Maintenance-Phase wieder in alte Angewohnheiten zurück.
Drittens: glaube an deine eigene Fähigkeit, dich zu ändern. „Self-efficacy“, heißt das und es ist vielleicht noch wichtiger als Motivation. Auch wenn es für einen Tag nicht geklappt hat, heißt das noch nicht, dass man total unfähig und ungeschickt und weiß ich was ist. Jeder hat mal einen schlechten Tag, das ist ganz natürlich.

So, das war’s. Wenn es noch irgendwelche Fragen gibt, dann fragt einfach. Ich bin ja auch erst in meinem ersten Semester als Psychologiestudentin und vielleicht habe ich was vergessen oder nicht ganz deutlich erklärt. Hoffentlich könnt ihr etwas damit anfangen!

Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr und viele neue Träume für 2012 <3
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Das Ende nähert sich…

Ist es egoistisch, wenn ich meine Eltern bitte, sich nicht zu streiten, wenn ich in der Nähe bin und alles hören kann?
Ist es rücksichtslos, wenn ich wünsche, mein Bruder würde mal lernen sich anzupassen, obwohl ich weiß, dass er sich im Laufe der Jahre schon ziemlich verbessert hat?
Ist es heuchlerisch, wenn ich meinen Vater dafür hasse, dass er manchmal so schreit, obwohl ich selber auch schreie, wenn ich wütend bin?
Ist es arrogant, dass ich, wenn Leute mich fragen, ob ich eine Klasse übersprungen habe, sage: „Nicht eine, sondern zwei“?
Ist es feige, dass ich Tokio Hotel selten erwähne, wenn Leute mich nach meinem Musikgeschmack fragen, obwohl die Jungs mich in meinen Zimmer von allen Seiten anstarren und ich fast jeden Song auswendig kenne?
Ist es gemein, wenn ich zu Hause über die Leute erzähle, die mich in den Seminaren mit ihren dummen Fragen genervt haben?
Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich mich über so vieles beklage und selten etwas unternehme, um die Welt zu ändern? Oder gleiche ich es damit aus, dass ich anderen zuhöre, wenn sie sich beklagen wollen?
Ist es heuchlerisch, wenn ich mir wünsche, dass Mama mich nach meinen Erlebnissen fragt, es oft jedoch nicht interessant finde, wenn sie mir etwas erzählt?


Jetzt kommen meine Eltern rüber wie desinteressierte, streitsüchtige Menschen. Und mein Bruder wie ein Autist. Und ich wie ein obsessiver, kreischender TH-Fan slash attention whore. Ehrlich: die Wahrheit sieht anders aus. Meine Eltern streiten sich manchmal und mein Vater kann ganz schön laut werden, aber nichts außergewöhnliches; sie vertragen sich auch immer wieder. Mein Bruder hat seine Probleme, Autismus ist jedoch keins von denen, und obwohl sein Leben ganz nach seinem im Hirn gespeicherten Tagesplan ablaufen muss, kann er auch ganz gemütlich sein. Und ich kann zwar gut kreischen, unsichtbar wäre ich trotzdem gern und ich glaube auch nicht, dass ich irgendwann Bill Kaulitz heiraten werde. Ich will es auch nicht.

Die letzten Tage des Jahres gehören ganz der Melancholie. Noch zwei, und dann ist Sylvester, dann ist wieder ein Jahr vorbei. Und was habe ich gemacht, in diesem einen Jahr? Meinen Schulabschluss – Abitur. Meine ersten Klausuren an der Uni. Zwei meiner Freundschaften sind in die Brüche gegangen. (Frage ist, ob ich das war, oder ob wir das zusammen geschafft haben.) Ein Drama hat die Familie wachgeschüttelt, und wir wissen nicht, wie es nun weitergeht; viele Folgen hat es nicht, nicht kurzfristig, aber wer weiß, wie es in drei Jahren aussieht? Wie er in drei Jahren aussieht…
Viele Bücher habe ich gelesen, viele Filme geschaut, viel Musik gehört, viele Kapitel geschrieben. Viele Städte besucht, viele Leute getroffen, viele Haare verloren, viele Geschenke empfangen, viele Wörter gelernt. Überhaupt vieles gelernt. Über mich, über die Welt, über die menschliche Psyche, über Diskussionen zwischen Grammatikern, die mich null interessieren. Über das Leben, ein bisschen, hoffe ich.

Habt ihr gute Vorsätze fürs neue Jahr? Ich habe so viele, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen muss. Und meistens scheitere ich eh schon im Januar. Weniger essen. Mehr Geduld üben. Disziplin. Mehr lesen. Öfter Bass spielen. Netter sein zu den Leuten um mich rum. Die Schuld nicht immer anderen in die Schuhe schieben. Mehr lächeln. Mehr Menschen helfen, oder im Allgemeinen weniger egoistisch sein. Weniger rumsitzen, mehr Bewegung, mehr Tatkraft. Weniger Mich-in-den-Hintergrund-Schieben. Gegen die Telefonangst und Gesprächsangst und die ganzen anderen sozialen Phobien ankämpfen. Kochen lernen. Die Freundschaften, die ich noch habe, pflegen. Mich weniger beklagen.

Grenzen setzen. Vor allem, wenn es um Blogeinträge geht. Dieser zählt ja mehr als 600 Wörter… und es ist schon nach Mitternacht. Ich verspreche euch, dass ich zumindest noch den Änderungseintrag umschreibe, bis 2012 kommt, ich habe sonst eh nichts zu tun. ;)

Schöne Träume!
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25.12.2011

Caution, Christmas songs!

Heute ist Weihnachten. (Surprise!) Mein Onkel und meine Tante kommen mit ihren Kindern zu Besuch, mein Vater kocht und wir werden wahrscheinlich die ganzen Brettspiele und Puzzles aus dem Schrank hervorholen. Und während wir uns damit vergnügen, spielt im Hintergrund die Weihnachts-CD.
Ganz ehrlich: die meisten Weihnachtslieder mag ich nicht. Das liegt vielleicht auch daran, dass meine Mama mal eine CD-Box mit „den größten Weihnachtshits“ gekauft hat, und auf den insgesamt drei CDs sind vielleicht zehn Songs, die wir vorher auch schon kannten. Von daher, hier meine Top Ich-weiß-noch-nicht-wie-viel Weihnachtslieder, die ich nicht am Liebsten aus dem Fenster schmeißen würde.

1. Ein bisschen schade für die, die kein Niederländisch können, aber das Lied hier ist von Bert und Ernie von Sesamstraße, und Ernie singt, dass er eine Christbaumkugel („kerstbal“) ist. Weil er vorm Baum steht und sich in der Kugel spiegelt. Und wenn die beiden zusammen singen, heißt es „Wir sind eine Christbaumkugel!“ Nostalgie pur.


2. Natürlich, der Klassiker „Rudolph the red-nosed reindeer“, am Liebsten die Version von John Denver. Wegen der Kinder, ich finde das so toll, wie sie zweite Stimme singen. ;)


3. Erneut ein Klassiker, und eigentlich auch nur deswegen mit reingenommen: Last Christmas, von Wham!. Das Lied den ganzen Tag im Kopf haben, das ist das Weihnachtsgefühl schlechthin, nichtwahr?


4. Diese Band ist quasi der Boden, auf dem meine Liebe zur Musik gewachsen ist. Das Lied haben sie gecovert, ich weiß ehrlich gesagt nicht mal, wer es geschrieben hat, aber ich finde diese Version einfach schön und ich mag Don Henleys Stimme total.


5. Last but not least, die Toten Hosen! Oder soll ich sagen, die Roten Rosen. Ich glaube, mehr muss ich dazu nicht sagen, oder?

Top Five, passt ja super. Viel Spaß mit der Musik und frohe Weihnachten! <3
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20.12.2011

This is how scared I am

Hab ich schon erwähnt, dass Mathe mir Angst macht? Morgen schreibe ich eine Klausur in Statistik und wir dürfen, Gott sei Dank, einen selbstgemachten „Spickzettel“ dabei haben, mit allen Formeln und so drauf. Hier ist meiner:



Die Beleuchtung ist ein bisschen schlecht, tut mir leid. Aber ich glaube, der Vergleich ist noch möglich, denn normalerweise schreibe ich so:





Wünscht mir Glück. Spickzettel hin oder her, wenn es um Statistik geht, weiß man nie…
(Und Sprachwissenschaften. Nach so wenig Vorbereitung wäre ein bisschen Glück nicht schlecht. Aber ich bin selbst schuld, das ist mir klar.)


Gute Nacht! <3






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Meine Schatten holen mich ein

(Entschuldige die frustrierten Einträge… Gestern auch schon, heute wieder… Ich muss diese Gefühle aber irgendwo loswerden.)

Ich bin einfach ein Idiot. Ohne Zweifel. Erstens, weil ich heute eine Prüfung hatte, wo ich meine Studienbücher dabei haben durfte. Und, weil ich unglaublich intelligent und praktisch veranlagt bin, hatte ich das wichtigste Buch zu Hause vergessen. Meine Gedanken haben sich ein bisschen so angehört: „Okay… Keine Ahnung, wie ich das machen soll. Nächste Aufgabe. Jaaa… Keine Ahnung. Ich weiß, dass ich darüber gelesen habe… Keine Ahnung. Oh warte, ich glaube, ich weiß es wieder! … nee, lass mal. Das war etwas Anderes.“
UGH.

Zweitens blogge ich jetzt, wo ich eigentlich Sprachwissenschaften studieren sollte, weil ich morgen die Klausur schreibe und noch nichts gemacht habe. Die Konzentration hat mich jedoch im Stich gelassen und ich kann mich einfach nicht dazu setzen, diese blöden Powerpoints zu lesen. Mir ist kalt, ich bin müde und ich habe diese Vorbereitungen einfach satt.

Drittens stieß ich zufällig (wirklich!) auf den Twitter-Account meiner ehemaligen besten Freundin (über die ich schon mal einen Eintrag geschrieben habe) und habe dann mal wieder eine Viertelstunde damit zugebracht, ihre Tweets zu lesen und mich zu fragen, warum ich von all dem nichts weiß, warum sie mir total verändert vorkommt und warum, verdammt, es mich so traurig macht, dass ich mir diese Fragen überhaupt stellen kann.
Und es macht mich traurig, dass ich hier darüber schreiben kann, ohne aufpassen zu müssen, dass sie dies vielleicht liest. Weil ich weiß, dass er ihr einfach scheißegal ist, dieser Blog. Ich könnte einfach aufschreiben: ich fühle mich ganz schön blöd, dass ich dir Geheimnisse anvertraut habe, dass wir diesen Moment während dieses Konzerts geteilt haben, dass ich immer über dich als „beste Freundin“ geredet habe.
Ich nenne Leute nicht einfach willkürlich meine „Freunde“. Auch wenn ich die schon ewig kenne, nenne ich die meisten noch nicht meine Freunde. Trennungsangst, heißt das.  Oder Bindungsangst. Oder alle beide. Egal. Es ist mir einfach zu oft passiert, dass meine „Freunde“ sich plötzlich nicht mehr melden. Und ich weiß nie, was ich falsch gemacht habe. Ob ich überhaupt etwas falsch gemacht habe. Das wird mir nicht mehr so schnell passieren.

Ein Lied, zum Abschluss. Dieses Lied schafft es immer wieder, mich zum Lächeln zu bringen. Also noch irgendwie ein bisschen Fröhlichkeit, vielleicht.


Schöne Träume :)
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19.12.2011

Can you spell “disaster?”

It’s written like this: P-K-G.

Oder: ich habe heute meine erste Klausur geschrieben, die in PKG, und ich glaube nie, dass ich sie bestanden habe. Ist unmöglich. Zweiundneunzig Multiple-Choice-Aufgaben, je nur zwei Möglichkeiten, das heißt fünfzig Prozent Chance, die richtige Möglichkeit zu wählen. Also hat man schon deswegen mindestens fünfundvierzig Aufgaben richtig beantwortet.
Okay, schön und gut: aber von den übrigen fünfundvierzig muss man ebenfalls die Hälfte richtig beantwortet haben, um eine genügende Note zu bekommen. Auch noch verständlich – und dann wurden Sachen gefragt wie: „Wie viele Leute haben 2008 in den Niederlanden Antidepressiva geschluckt?“ Möglichkeit A: 100.000, Möglichkeit B: 800.000.
Keine Ahnung? Das hat der Typ vielleicht einmal in der Vorlesung erwähnt. Woher sollte ich das wissen? Und vor allem: WIESO? Natürlich, die haben auch nach anderen Sachen gefragt, inhaltlichen Sachen, aber… Ich glaube nicht, dass ich Depressionen jetzt vieeeel besser verstehe, weil ich weiß, wie viele Leute irgendwann mal Antidepressiva geschluckt haben. (Ich habe 800.000 gewählt. Aber wirklich: keine. Ahnung.)
Ich war nach einer halben Stunde fertig, hatte alle zweiundneunzig Aufgaben ausgefüllt. Das ist das einzige Gute an der Sache – jetzt habe ich mehr Zeit, mich auf Literaturwissenschaften vorzubereiten. Stöhn.

Um trotzdem mit etwas… nicht allzu deprimiertem… abzuschließen, zwei Bilder von unserem schönen Weihnachtsbaum. Ich entschuldige mich für die Bildqualität, ihr dürft meinem Papa die Schuld geben. Sind seine Fotos. ;)
(Ach ja, und ich habe bei beiden ein Stück abgeschnitten, sonst würdet ihr unser ganzes chaotisches Wohnzimmer sehen.)


Schöne Träume!
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15.12.2011

Sorry

Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, habe ich den letzten Eintrag gelöscht... Er hat mir nicht gefallen, vor allem mein Schreibstil nicht, also werde ich den nochmal überarbeiten und dann kommt er wieder zurück. Das könnte allerdings noch eine Weile dauern, weil nächste Woche mal wieder Klausuren anstehen und ich also viel studieren muss. Es tut mir leid.
Auf jeden Fall danke für alle Kommentare, ich freue mich über jede Rückmeldung sehr :)
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10.12.2011

Lessons for the future

Wie gesagt: wenn es ums Kochen geht, bin ich völlig talentfrei. Und das habe ich heute mal wieder besonders schön bewiesen. Getrocknete Linsen soll man anderthalb Stunden lang kochen, sagt zumindest meine Mama. Also, Linsen in den Topf, Wasser dazu, auf die Herdplatte und fertig. Dachte ich. Weil ich vergessen hatte, dass Wasser verdampft.
Also, als ich ungefähr vierzig Minuten wieder in die Küche kam und den Deckel vom Topf nahm, waren die Linsen ganz angebrannt. Ich habe dann noch versucht, die nicht angebrannten Linsen zu retten, aber ohne Erfolg. Wir haben also nur die roten Beten gegessen, mit Mozzarella und zwei in Stückchen geschnittenen Äpfeln.
Wir, das heißt, mein Bruder und ich. Und das blöde an der Sache ist, dass er ziemlich gut kochen kann. Er hätte die Linsen nie anbrennen lassen. Ich habe mich mindestens dreimal bei ihm entschuldigt… Na ja. Ich fühlte mich ganz schön blöd. Mein Bruder war eher amüsiert, glaube ich. Der Titel des Eintrags stammt von ihm, er hat das kopfschüttelnd gesagt, als er die Linsen in den Mülleimer befördert hat. (Er spricht meistens Englisch mit mir, ich weiß auch nicht, wieso… Vielleicht, weil ich so oft wie möglich Deutsch spreche.)
Ich koche nie wieder Linsen. Kartoffeln, das schaffe ich schon noch. Und Möhren. Und rote Beten eben. Ansonsten überlasse ich das Kochen einfach meinem Bruder, dann sind wir uns zumindest sicher, dass das Abendbrot genießbar ist…
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Wandlandkarten

Nur mal kurz ein paar Bilder, ich muss gleich kochen und ehrlich gesagt: ich bin völlig talentfrei, wenn es ums Kochen geht… Also brauche ich immer eine gefühlte Ewigkeit.

Die Bilder habe ich heute in meinem Zimmer gemacht, weil die Poster, die ich zu Sinterklaas bekommen habe, endlich an der Wand hängen.




















Ich glaube, auf dem großen Bild ist es kaum zu sehen, aber die blauen Stecknadeln markieren die Städte, wo ich schon mal war, also Berlin, Köln, Nürnberg, und die gelben die Städte, wo ich noch hin möchte. Also Dresden, Leipzig, Hannover… Und so weiter.











Und eine Weltkarte. Grün markiert, wo ich schon mal war, und rot, wo ich noch hin will. Hier ist’s schon deutlicher zu sehen, glaube ich. Von einer roten Stecknadel weiß ich schon, dass ich die in ein paar Monaten durch eine grüne ersetzen kann: wahrscheinlich werde ich nächstes Jahr mit meinen Eltern für eine Woche nach New York fliegen. :) Ein Traum wird Wahrheit… hoffentlich.

Schöne Träume! <3
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08.12.2011

Scherp de zeis

Mein bester (und vielleicht einziger) Freund Andy sagt immer, dass Niederländisch im Hals wehtut. Er hat eine kroatische Mutter und einen australischen Vater, früher ist er in die internationale Schule gegangen und hatte also immer auf Englisch Unterricht. Wenn er zu mir nach Hause kommt, spricht er immer Englisch, weil wir das alle verstehen, und weil er eigentlich kaum Niederländisch spricht; dabei ist er schon seit dreizehn Jahren in den Niederlanden.
Ich glaube, Leute haben immer so ein Vorurteil, dass Deutsch sehr hart und rau klingt. Das sagen die Niederländer zumindest. Aber wir sollten die letzten sein, die das von einer anderen Sprache behaupten – Niederländisch ist für die meisten Ausländer schlimmer.

Zum Beispiel: unser „G“. Das ist kein G so wie in „gut“, das ist eher wie das „ch“ in „ach“. Sogar noch ein bisschen härter, würde ich sagen. Der Laut tut weh, sagt Andy immer. Und wir benutzen dieses G auch in Lehnwörtern, wie in „garage“. Das zweite G ist wie das französische, aber das erste ist einfach ein hartes, raues G. Und was ist mit „Sch“? Den Laut haben wir nämlich auch, nur wird das CH ausgesprochen wie ein niederländisches G, also nicht wie im Deutschen. Scheint ein sehr schwieriger Laut zu sein.
Dann das „R“. Andy beklagt sich immer über das niederländische R. Seine Muttersprache, Kroatisch, hat ein sehr ausgeprägtes R, wie im Spanischen. Wir haben eins, das irgendwo zwischen dem spanischen und dem englischen R hängt. Es wird tief hinten im Hals ausgesprochen und Andy sagt, dass es sich anfühlt, als würde er gleich an dem R ersticken. Manchmal üben wir das R und wenn ich den Laut lange anhalte (rrrrrrrrrrr), wird es fast wie ein niederländisches G.
Wirklich schwierig wird’s, wenn man das R und das G kombiniert. In „groot“ zum Beispiel, unser Wort für „groß“. Da muss ich mir sogar Mühe geben, das richtig auszusprechen. Tolle Muttersprache, was?

Übrigens sind viele Ausländer auch der Meinung, dass Niederländer immer so desinteressiert und unfreundlich wirken. Das hat vor allem mit Satzmelodie zu tun. Stell dir mal ein Blatt Notenpapier vor, mit diesen fünf Linien. Jeder Sprache stehen ein paar Linien zur Verfügung; das Niederländische hat nur zwei, das Britisch Englische hat zum Beispiel drei.
Das bedeutet, dass man im Niederländischen die Wahl hat, entweder in die Höhe oder sozusagen „in die Tiefe“ zu gehen. Also, dass die Satzmelodie auf der unteren Linie anfängt und dann in die Höhe, auf die zweite Linie, geht, oder andersrum. Nur fangen wir meistens unten an. Im Englischen, vor allem im Britisch Englischen, gibt es diese drei Linien, also hat man eine größere Wahl und eine kompliziertere Satzmelodie.
Okay, wir brauchen ein Bild, sonst versteht das keiner.


Die schwarzen Linien (die ich leider ein bisschen zu dick gemalt habe) sind die „Grenzen“. Die blaue Linie bewegt sich zwischen diesen Grenzen, und wie ihr seht, hat das Englische einen größeren Bewegungsraum. Wie das im Deutschen ist, weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass wir Niederländer aufgrund der Satzmelodie immer ein wenig gelangweilt und desinteressiert rüberkommen, eben wegen dieser fast monotonen Melodie.

Jetzt zum Abschluss, weil ich schon über fünfhundert Wörter geschrieben habe und meine Statistikhausaufgaben auf mich warten, ein Lied. Ein niederländisches Lied, eins meiner Lieblingslieder, und das bedeutet schon was. Die meiste niederländische Musik ist nämlich peinlich schlecht (meiner Meinung nach).

Viel Spaß :)

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05.12.2011

Muss mich mal kurz aufregen…

(Ich entschuldige mich jetzt schon für alle Fehler, die hier wahrscheinlich drin sind, ich hatte keine Lust mehr, nochmal drüber zu schauen.)

In Japan wird ein Zug schon als „verspätet“ ins Protokoll eingetragen, wenn er eine Minute später ist, als er dem Fahrplan nach sein sollte. In den Niederlanden ist ein Zug erst nach fünf Minuten „zu spät“, und nach zwanzig wird der Zug ganz aus dem Protokoll gestrichen. Trotzdem sind in Japan um die 80 Prozent der Züge pünktlich, in den Niederlanden eher um die 70.

Unsere Regierung versucht die Leute zu überreden, öfter mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, damit man auf den Autobahnen nicht ewig im Stau steht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Leute lieber im Stau stehen, als an Bahnhöfen festzustecken. Denn mit den Zügen ist immer was los. Entweder die haben Verspätung, oder die fahren überhaupt nicht. Oder sie fahren ganz kurz und bleiben dann zehn Minuten lang zwischen zwei Bahnhöfen stehen.
Nach Leiden brauche ich zwanzig Minuten mit dem Zug. Zumindest, wenn der irgendwann mal fährt, wie er fahren sollte. Heute brauchte ich zum Beispiel ganze eineinhalb Stunden, um in die Uni zu kommen, wegen einer Brandmeldung am nächsten Bahnhof. Also musste ich zuerst mit der S-Bahn (halbe Stunde Fahrt) und dann mit dem Zug (zwanzig Minuten Verspätung, fünfzehn Minuten Fahrt) und dann hatte ich es endlich geschafft.
Auf dem Nachhauseweg blieb der Zug einige Minuten einfach auf den Schienen stehen, scheinbar ohne Grund, und fuhr dann wieder ganz langsam weiter. Schön. Busse fahren übrigens auch selten pünktlich, die S-Bahn ebenfalls. U-Bahn, keine Ahnung, die gibt’s bei uns nämlich nicht, aber es würde mich wundern, wenn es dort anders wäre.
Ehrlich: ist es wirklich so schwierig, den öffentlichen Verkehr ein bisschen zu verbessern? Na ja, wegen der ganzen Sparmaßnahmen natürlich schon. Aber nervig ist es trotzdem.

Und dann Leute im Verkehr! Wirklich, ich kann mich darüber wirklich total aufregen, wie unhöflich die meisten Leute sind. Ich frage mich, ob die nur die Regeln nicht kennen, oder sie einfach ignorieren? Vor allem in Leiden muss ich ab und zu wirklich mit aller Kraft bremsen, sonst hätte ich inzwischen schon mindestens zehn Leute überfahren. Die meisten überqueren da einfach die Straße, ohne vorher links-rechts-links zu schauen, und sind dann total empört, wenn ein Radfahrer „aus dem Nichts“ erscheint.
Bin ich die einzige, die Verkehrsregeln noch respektiert, oder was?

Okay, jetzt höre ich auf rumzumeckern. Positives Ereignis: ich hab endlich Die Blechtrommel zu Ende gelesen. War schon seit Anfang Oktober mit dem Buch beschäftigt, und jetzt endlich muss ich mir das nicht mehr antun. (Obwohl ich das Buch wirklich sehr schön finde, sehr interessant und wunderschön geschrieben.)

Der Eintrag wird zu lange. Es tut mir leid, ich muss jetzt selber auch gähnen. Gute Nacht!
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04.12.2011

Pferdefüßchen

Vier Bücher (alle Deutsch), drei CDs (alle Green Day), eine Kette und eine Tüte Süßigkeiten, als Ersatz für den Schokolade-Buchstaben. Das ist nämlich ein typisches Sinterklaas-Geschenk, der erste Buchstabe deines Namens aus Schokolade. (Oder, wenn man den nicht finden kann, dann heißt man für einen kurzen Moment eben Wonja statt Ronja.) Aber da ich keine Schokolade mag, hat meine Tante mir etwas anderes gekauft.
Und ich werde das Sinterklaas-Lied „Leise gehen die Pferdefüßchen“ nicht mehr los… Wortwörtlich übersetzt, sieht auf Deutsch ganz komisch aus. Pferdefüßchen, weil Sinterklaas auf dem Pferd über die Dächer reitet und den Kindern durch den Schornstein die Geschenke zuschickt.




Das war gestern, ein schöner Sinterklaas-Abend. Heute stehen mal wieder Hausaufgaben an, die ich gestern erfolgreich ignoriert habe und morgen abgeben muss. Also verabschiede ich mich jetzt wieder.

(Ach so – und die Präsentation am Dienstag, die war in Ordnung. Ich glaube zwar, dass meine Mitstudenten nicht ganz verstanden haben, worüber ich reden wollte, aber es war okay.)
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03.12.2011

Dezember hat einen Bart

Es regnet. Schon den ganzen Tag, und immer wieder kurze Pausen zwischendurch, aber ich traue mich trotzdem nicht auf die Straße, der Wind würde mir den Regenschirm aus den Händen reißen. Wenn es ein bisschen kälter gewesen wäre, hätten wir Schnee gehabt. Und ich liebe Schnee genauso viel wie ich Regen hasse.
(Na ja. Durch den Schnee auf dem Fahrrad ist schon ein wenig… blöd. Aber ich liebe es, aus dem Fenster zu schauen und eine ganz weiße Welt zu sehen. Schön und romantisch.)
Ich fürchte, in den Niederlanden wird es einen sehr milden Winter geben, ohne Schnee. Vier Monate lang nur Regen, graue Wolken, blätterlose Bäume und der Sonnenuntergang um 17 Uhr. Wundert mich nicht, dass es sowas wie Winterdepression (oder „saisonal abhängige Depression“) gibt.

Ich mag den Winter eigentlich. Vor allem wegen Sinterklaas. Das größte niederländische Fest überhaupt, würde ich sagen, und wenn man rational darüber nachdenkt, auch totaler Blödsinn. Irgendein Typ mit Bart kommt einmal pro Jahr aus Spanien zu uns, weil er den braven niederländischen Kindern Geschenke geben möchte. Und er bringt natürlich seine Helfer mit, die „Zwarte Pieten“. („Zwart“ bedeutet „schwarz“, und sie heißen eben alle Piet.) Und sein Pferd, nicht zu vergessen der schöne Amerigo.
Macht ja keinen Sinn, aber es ist wahnsinnig toll. :D Sinterklaas wird bei uns größer gefeiert als Weihnachten, glaube ich. Nicht in allen niederländischen Familien, aber bei mir in der Familie schon. Vor allem wenn man kleine Kinder hat, denn die glauben ja noch daran, dass es Sinterklaas wirklich gibt. Es hat ihn auch wirklich gegeben, im dritten Jahrhundert. Inzwischen ist es ein Schauspieler, der sich jedes Jahr hinter dem Bart versteckt.

Der fünfte Dezember ist „Sinterklaas-Abend“, auch „Pakjesavond“ – also „Päckchenabend“ – genannt. Dieses Jahr ist der fünfte jedoch an einem Montag, also feiern wir Sinterklaas-Abend am dritten, also heute. Das heißt: Familienbesuch, viel Süßigkeiten, singen und Geschenke bekommen. Ah, die Gemütlichkeit! Es wird schön, da bin ich mir sicher.
Ich muss mich noch umziehen, ich hoffe, dass der Nagellack endlich trocken ist… Und dann ins Auto und zu Onkel, Tante, Oma und Geschenken. ^^

Schöne Träume!
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