Jetzt wo die
Schmerztablette mich ausreichend betäubt, kann ich anfangen zu schreiben. Heute
ist nämlich Bauchschmerztag. Meine Regeln melden sich bei mir immer am ersten
Tag mit ziemlich heftigen Bauchschmerzen; das ist bei den meisten so, aber bei
mir ist es halt immer nur am ersten Tag, am zweiten fast gar nicht mehr. Also rede
ich von meinem Bauchschmerztag. (Meine Spitznamen für die weiteren Tage werde
ich euch ersparen, die sind nämlich etwas plastischer.)
Ich verstehe
immer noch nicht so recht, was an diesem Thema so komisch ist, dass Leute es
unanständig oder so finden. Ich kann mir noch vorstellen, dass es Männern
peinlich ist, weil sie ja nicht wissen, wie sie damit umgehen müssen, aber ab
einem bestimmten Alter hat jede Frau monatlich diese Periode, das ist doch gar
nichts ungewöhnliches. Also, ich sage es auch nicht einfach jedem, wenn ich mal
wieder cursed bin (das ist mein allgemeiner Spitzname für Menstruation, „the
Curse“). Aber manchmal kann es auch ganz gut sein, vor allem an
Bauchschmerztagen, damit meine Familie versteht, wieso ich mich anders benehme
und mich nicht bewegen will.
Auch egal. Darüber
wollte ich gar nicht schreiben, obwohl es schon etwas damit zu tun hat, natürlich.
Sonst hätte ich euch alle Spitznamen erspart. Gerade weil heute Bauchschmerztag
ist, wollte ich mich vor den Fernseher werfen und mir einen Film anschauen. Und
zwar „Spy Kids“, aus zwei verschiedenen Gründen. Erstens ist der heute zufällig
im Fernsehen und zweitens habe ich den Film noch nie gesehen, aber er hatte mal
einen großen Einfluss auf mein Leben. Der Gedanke daran hat mich dann
inspiriert, diesen Eintrag zu schreiben. Letztendlich habe ich den Film
übrigens nicht mal gesehen, weil meine Mama zu Hause war und es nicht mag, wenn
ich mittags schon vor dem Fernseher hocke.
Als mein Bruder
und ich noch in die Grundschule gingen, trafen wir uns relativ oft mit zwei
Kindern aus einer anderen Familie, die in der Nähe lebten. Ich sage „relativ“,
weil wir uns eigentlich gar nicht so oft trafen, aber da mein Bruder und ich
beide nicht wirklich was mit den anderen Kindern aus unserer Schule anfangen
konnten, war es dann doch wieder verhältnismäßig oft.
Blablabla. Das
war gar nicht wichtig.
Punkt ist, dass
es sich da ebenfalls um einen Jungen und ein Mädchen handelte, und der Junge
war ungefähr so alt wie mein Bruder, also anderthalb Jahre älter als ich, und
das Mädchen war zwei Jahre jünger als ich. Das hieß, dass die beiden Jungs
immer zusammen Sachen unternommen haben, und das Mädchen klebte ziemlich an
mir. (Bis jetzt verstehe ich nicht, was sie an mir so toll fand – ich war meistens
echt langweilig und wollte nur lesen.) Manchmal nervig, manchmal war es auch
ganz lustig, weil – und jetzt komme ich endlich zum Punkt – nach einer Weile
hatten wir ein Spiel entwickelt, das für uns beide toll war. Und zwar „Spy Cats“.
In diesem Spiel
waren wir beide eine Katze, aber keine normale: wir waren nämlich, wie Spy Cats
auch schon verrät, Spione. Für wen wir spionierten, tat nie zur Sache. Ich erfand
immer irgendeine Geschichte, einen Auftrag, den wir von einer nicht weiter
spezifizierten Person bekamen, und dann rannten wir meistens ein bisschen rum
und dachten uns Feinde und Schwierigkeiten aus, die wir gemeinsam überwinden
mussten. Und ich war auch immer für die imaginären
Gadgets zuständig. Ich erfand ein Hauptquartier mit Beinchen, das uns nachlief,
damit wir immer einen Platz zum Schlafen hatten, ich erfand komische Waffen und
Stifte mit Dartpfeilen und weiß ich was noch.
Manchmal hat es
auch voll lange gedauert, bis wir mit einem Auftrag fertig waren. Dann trafen
wir uns vier oder fünf Mal, bis wir dann den großen Höhepunkt erreichten und
den Auftrag für erledigt erklärten. Ich glaube, insgesamt haben wir sowieso nur
drei oder vier Aufträge gespielt, dann verloren wir beide irgendwie die Lust
auf solche Spiele. Dann fühlten wir uns zu alt dafür oder so. Keine Ahnung.
Auf jeden Fall
musste ich heute wieder daran denken und vor allem auch daran, wie viel Spaß es
mir eigentlich machte. Die Sachen ausdenken, eine ganze Geschichte daraus
machen, manchmal ließ ich auch Feinde aus einem anderen Auftrag wieder
zurückkommen und so. Es war echt toll. Ich muss noch irgendwo das Logbuch
haben, das wir damals geführt haben. Wir waren echt professionell. xD
Ich vermisse es
fast ein bisschen.
__